Finde hier jede Menge lebendiger Inspiration und Tipps, um deine Lebenserinnerungen, deine eigene Biografie zu schreiben und in Form zu bringen! Geschrieben von einem Kind der Fünfziger Jahre, geboren im Kohlenpott. Gedacht FÜR DICH!

Mittwoch, 30. Juni 2021

Sinnvolle Chronologie in der Biografie

 

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Ich hätte ja nicht gedacht, wie lange man an so einem Manuskript herummachen kann. So viel habe ich schon verändert und bei jedem Durchgang dachte ich: Jetzt ist aber langsam mal gut. War es dann doch noch nicht. Aber es wird immer besser. Und inzwischen fehlen nur noch Nuancen.

Ganz wichtig ist die richtige zeitliche Reihenfolge, die Chronologie. Mit der Zeitstrahl-Funtion von Papyrus konnte ich mich noch nicht recht anfreunden, will da aber noch einsteigen - beim nächsten Projekt. Gestern habe ich einfach Zettel und Stift genommen, um die zeitlichen Abläufe wieder zu rekapitulieren. Wie war das noch mal? Wann hatte ich Berthold das erste Mal getroffen? Was passierte danach wann, wie und wo? Wie lange dauerte diese entscheidende Phase? Und wo gehört das mit dem Abendgymnasium noch mal hin ...? Ha, endlich war es wieder klar. Das passte. Nur noch ein paar kleine Veränderungen und schon lief die Sache wieder.  

  Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

  Die Natur ist voll von wunderbaren Strukturen. Auch ein gutes Buch kommt ohne nicht ohne aus.

 

Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig Struktur ist, wenn man ein Buch schreiben will. Zwar soll es Schriftsteller geben, die einfach aus dem Bauch heraus losschreiben und am Ende kommt etwas Lesenswertes dabei heraus. Das ist bei mir nur bedingt so. Die dabei entstehenden Szenen mögen durchaus gut sein, wenn auch meistens noch zu lang. Aber der Gesamtzusammenhang ist unklar, die Dramaturgie ist nicht erkennbar oder funktioniert nicht richtig. Beim nächsten Buch werde ich definitiv anders vorgehen, mit wesentlich mehr Planung vor Schreibbeginn. Kaplan nennt das in seinem Buch "Die Überarbeitung" kurzerhand das "Überarbeiten vor dem Schreiben". Früher hätte ich mich innerlich massiv gegen so etwas gewehrt. Doch je mehr Erfahrung ich sammele, desto klarer wird: Das ist ein guter Plan! Kostet zwar ein paar Tage Zeit und Mühe, doch nachher spart man massiv viele Stunden ein. Umwege entfallen und langatmiges Hin- und Hergeschiebe. 

Meine Lebensmaxime scheint sich auch in diesem Zusammenhang zu bewahrheiten: Man wächst mit seinen Aufgaben. Ich habe mir die Aufgabe gesetzt, auf meine alten Tage noch eine erfolgreiche, beliebte Schriftstellerin zu werden, deren Bücher die Leser und Leserinnen mit Vergnügen lesen werden, von denen sie gar nicht genug bekommen können. Ha! Genau! So wird's sein ...! ;-) Doch damit das klappen kann, muss ich effektiv arbeiten können. Und was hilft da? Genau: Struktur.

"Bescheidenheit ist eine Zier?!", hat Oma, die wir Omma nannten, immer gesagt.  Aber Omma, das war gestern. "Doch weiter kommt man ohne ihr" - das wussten wir schon als Kinder. Inzwischen gilt: Lebe im Hier und Jetzt. Genau das tue ich. Und jetzt, also gleich, also heute noch werde ich das Korrekturlesen  zu Ende bringen - kann man nicht oft genug machen. Danach ergänze ich noch ein paar historische Ereignisse, die ich im Text unterzubringen gedenke, ein paar Begriffe aus dem Lexikon der Ruhrgebietssprache, die zu meinem, also zu Hannahs, Leben gehörten. Vermutlich werde ich zum Schluss auch noch einmal den Text auf rot markierte Flüchtigkeitsfehler hin abgrasen. Und dann, dann wird mein erstes literarisches Baby - von dreien - wohl endlich geburtsreif sein. 

Upgrade: Inzwischen ist nicht nur der erste Drilling da, sondern seit dem Jahreswechsel 2021/22 auch der zweite. Sein Name: "Ohne Mann ist auch echt blöd ...!". Drilling Nr. 3 befindet sich noch im Mutterleib - etwa hoch im achten Monat. 

 Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Dialekt im Roman - Ruhrpott-Deutsch

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Irgendwo musste ich dieses verdammte Buch doch haben ...! Ein Buch, das mir wichtig war um "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!"* authentisch schreiben zu können. Erst habe ich den Keller abgesucht, dann mein umfangreiches Bücherregal im Wohnzimmer, das derzeit nicht ganz so wohlsortiert ist, wie ich es eigentlich gern hätte. Schließlich fand ich es bei den Wörterbüchern, genau da, wo es hingehört: Das Lexikon der Ruhrgebietssprache - 1000 Worte Bottropisch mit den Höhepunkten der deutschen Literatur - in reinem Ruhrdeutsch - von Werner Boschmann. 1993 kam es im Verlag Henselowsky Boschmann heraus - und Rainer Henselowsky ist der Mann meiner unverzichtbaren und allerbesten Freundin Bärbel. Von der ist in Hannahs Geschichte nicht nur einmal die Rede.

Ich bin mitten im Kohlenpott aufgewachsen. Meine Mutter war belesen und sprach Hochdeutsch, allerdings mit deutlichen Anleihen aus der deftigen Ruhrgebietssprache. Sie liebte den Umgang mit Sprache ebenso wie ich. Sie sprach nicht so wie "unser Omma", aber viele Begriffe aus dem Pott flossen auch in ihre Alltagssprache ein. Wenn ich heute mit Kohlenpottrittern zusammentreffe, falle ich automatisch in den alten Slang zurück. Dennoch ist manches nicht mehr so gegenwärtig. Also war ich froh, alles Wichtige jetzt noch einmal aus berufenem Munde - der Herr Boschmann war Lehrer - nachlesen zu können. Vor allem dat mitte Grammatik. Und diese Menge an Wörters. Was ich da nicht alles vergessen hatte und glücklich wiederfand. Begriffe, wie

  • aufkröppen = sich aufregen
  • bunkern = verstecken, Geld = Penunsen zum Beispiel  
  • Dämlack = Trottel
  • Eierkitsche = verbeultes Auto
  • Fleppe = enttäuschter Gesichsausdruck
  • Gedöns = Getue, aber auch wertlose Gegenstände
  • Hottemax = großes Pferd
  • Koppine = Kopfschmerzen

bin hin zu

  • verdorri nomma = verflixt noch einmal
  • wacker = schnell
  • Wonneproppen = gemütlich wirkender dicklicher Mensch, vom Baby bis zum ausgewachsenen Kerl
  • zappenduster = sehr dunkel, aber auch fast aussichtslos
  • einen zwitschern = sich leicht betrinken 


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

"Gehn wer en bissken inne Botanik?" heißt es auf Ruhrpott-Deutsch, wenn man raus will in die Natur. Gehn wer wird schnell hintereinander gesprochen. Man könnte also auch gehnwer schreiben. Ist aber schlechter lesbar.

All diese wunderbaren Wortschöpfungen und viele mehr gehörten damals zu Muttis und damit auch zu meinem Wortschatz. 

Bei der Grammatik war mir nicht mehr ganz klar, dass zum Beispiel stehsse stehst du bedeutet, stehtse dagegen steht sie. Feinheiten, die man beachten sollte. Auch wie sich Normalform und Intensivform unterscheiden, war mir nur noch latent bewusst. Normal: Se spielt. Intensiv: Se tut spielen. Es sagte heißt natürlich er sachte, er fragte er frachte, mit lang gesprochenem A. Nett ist auch das eingeschobene S wie bei Bratskartoffeln und meintswegen. Oder auch Wollwott. So nannte auch ich das Kaufhaus Woolworth.  

Gut jedenfalls, dass ich dieses unverzichtbare Lexikon wiedergefunden habe. Wenn mir noch genug Zeit bleibt bis zum 7. Juli, klopfe ich mein Manuskript daraufhin noch einmal ab. Grundsätzlich ist es so, dass man es im Roman mit dem Gebrauch eines Dialekts nicht übertreiben sollte. Das ist anstrengend zu schreiben und anstrengend zu lesen. Wohldosiert aber ergibt die entspechende Sprachfärbung ein charmantes Lokalkolorit. Eva Völler beispielsweise macht das in ihrer Ruhrpott-Saga richtig gut, indem sie nur einzelne Figuren so reden lässt, wie man im Pott eben gesabbelt hat. 

Ich hau mir jezz ma wat in die Figur. Hatte noch kein Frühstück.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

* Hier geht's direkt zur kostenlosen Leseprobe von "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" - Viel Vergnügen beim Eintauchen in eine fast vergessene Zeit! :-)   

Band 2 der Trilogie "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd" erschien im Dezember 2020. Mit Mitte vierzig zieht Hannah nach Schleswig-Holstein und sagt "Moin" statt "Tach". 

Dienstag, 29. Juni 2021

Titelwahl und Cover fürs E-Book - erste Versuche mit Photoshop

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Heute kommt mal ein ganz kurzes Posting. Anstatt weiter Korrektur zu lesen, habe ich mich heute mit Hilfe meines Liebsten mit dem Cover befasst. Mit Photoshop. Bisher hatte ich keine Ahnung davon. Er hat dieses Programm schon lange. Nun überlege ich, ob ich mir auch Photoshop  zulege oder es lieber mit GIMP versuchen soll. Das soll ähnlich gut sein und ist, von netten Spendern unterstützt, kostenlos. Habe mir dazu schon tolle Tutorials bei You Tube angesehen.

Hier schon einmal der Entwurf. Was mir gut gefällt, ist die Farbwahl und das alte Schul-Foto. Nicht sicher bin ich, ob die Blumen zu viel sind. 

Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

So könnte das Cover aussehen für Band I der Hannah-Trilogie

 

Auch beim Titel bin ich noch etwas unsicher. Was ist besser:

  • Hannah - Das Kind will nicht heiraten 
  • Hannah - Datt Kind will nich heiraten
  • Hannah - Datt Blach will nicht heiraten

Letzteres wäre tiefstes Kohlenpott-Platt. 

Mit einigen guten  Freunden habe ich mich schon beraten. Die Blumen müssten weg, meinen sie. Und der Titel ohne Ruhrpott-Slang sei besser, da nicht jeder potenzielle Leser mit diesem Zungenschlag was anfangen kann. Hm, werde die Sache noch mal gründlich überschlafen. Nachdem ich den Erscheinungstermin vom 1. auf den 7. Juli verschoben habe, ist ja zum Glück noch ein bisschen Luft.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Montag, 28. Juni 2021

6 Tage Aufschub für Hannah - Risiko eines zu knappen Zeitplans

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Ich habe es ehrlich versucht. Diese verdammte Deadline einzuhalten, die ich mir selbst gesetzt hatte in einem Anfall von Wahnsinn. Um mich selbst zu überlisten. Und ich habe alles gegeben, wozu ich mich mit meinen 66 Lenzen in der Lage sah. Viel Adrenalin, vergleichsweise wenig Schlaf. Ich war ganz gut im Zeitplan, schrieb Band I der Hannah-Trilogie zu Ende und begann frohen Mutes, Korrektur zu lesen. Und da fing der Ärger an. Es dauert(e) deutlich länger als erwartet. Was an meiner mangelnden Erfahrung mit solch umfangreichen  Texten liegt, die auf ihre Endfassung warten, und an meinem Perfektionismus. Den habe ich nicht in jedem Bereich, aber beim Schreiben, da soll die Sache schon rund sein. Nicht ganz perfekt, okay, aber fast. Zumindest habe ich den Ehrgeiz, schreibtechnisch und stilistisch alles zu berücksichtigen, was ich weiß.

Gestern Abend nun wollte ich mit dem Korrekturlesen fertig sein. War ich aber nicht, als mein Liebster seine Ansprüche anmeldete. Er wollte endlich mal wieder einen netten Abend mit mir haben, ab 21 Uhr. Als ich danach versuchte, einzuschlafen, gelang das nicht. Blick auf den Mond. Zunehmend, aber kein Vollmond. Daran konnte es nicht liegen. Blick in mich hinein. Oh weh! Sorgen! Hatte ich die Figuren genügend  verfremdet? Sind manche Begebenheiten, die ich in die romanhafte Schilderung meines Lebens eingebaut habe, nicht vielleicht doch zu sensibel und zu intim? Werde ich das ewig bereuen? Soll ich unter Realnamen veröffentlichen oder doch lieber unter Pseudonym, auch wenn das ja jetzt nur noch ein offenes sein kann?

Der Schlaf stellte sich dann heute früh gegen 4 Uhr ein. Draußen war es bereits wieder hell geworden. Ich schlief endlich ein, nachdem ich einen Entschluss gefasst hatte: Ich würde die Deadline, den selbst gewählten "Abgabeschluss", nicht einhalten, sondern um rund eine Woche nach hinten verschieben. So viel Stress tut mir einfach nicht gut und meine Geschichte soll geschliffen sein und mich selbst zu 99,9 Prozent überzeugen, wenn ich sie freigebe. Also gibt es, sorry, einen aktualisierten Erscheinungstermin, den

7. 7. 21.

Das gibt mir ein wenig mehr Luft zum Atmen. Was gut ist, denn gerade fühle ich mich reichlich gerädert. Ich brauche in den kommenden Tagen nicht mehr pausenlos  zu arbeiten und kann mehr auf mich achten. Gestern Abend habe ich eineinhalb Liter Wasser getrunken, weil mir auf einmal auffiel, dass ich den Tag über kaum getrunken hatte. So was kann nicht gut sein. Aber die Sieben gilt als heilige Zahl. Die Drei halte ich für meine Glückszahl. 3 x 7 = 21. Also kann der 7. Juli 2021 ja eigentlich nur ein Glückstag sein, gell?

Als kleinen Ausgleich für die verspätete Lieferung und als Dank für eure Geduld bekommt ihr nun doch noch einen Textauszug vorab. Das Thema ist vielen Frau bekannt: Her mit der nächsten Hungerkur. Viel Spaß beim Lesen!

 

                                                                                                        Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

                                        Ein Obsttag? Nur eine Möglichkeit von vielen, um endlich dünner zu werden ...

 

Schön für den Einen

Je mehr Aussteuer sie ansammelte, desto klarer wurde es Hannah, wie sehr sie sich inzwischen einen Mann wünschte. Einen, der es wert wäre. Sie würde sich anstrengen müssen, um ihn zu finden und um schön genug für ihn zu sein. Hannah tat, was sie konnte. Sie versorgte ihre schulterlangen Haare mit hundert Bürstenstrichen täglich, um sie zum Glänzen zu bringen. Sie zupfte sich sorgfältig die Augenbrauen, bearbeitete ihre Haut mit einer Massagebürste, bis sie rosig schimmerte, schminkte sich mit Lidschatten, Mascara und Lippenstift und lackierte sich Fuß- und Fingernägel im jeweils passenden Farbton. All das gelang leicht. Was wirklich hart war, das war der Kampf um ihre Figur.  Auf keinen Fall wollte sie einmal so dick werden wie ihre Mutter.

Mutti war peinlicherweise schon stolz, wenn sie ein passendes Kleid in Größe fünfzig statt in Größe zweiundfünfzig fand. Sie machte ihre Witzchen über ihre Pfunde und setzte auf die angeblichen Segnungen pflanzlicher Abführmittel, mit deren Hilfe man morgens leicht ein Kilo weniger auf der Waage haben könne. Und weil das nicht reichte, machte sie eben eine Diät nach der nächsten und forderte Hannah zum Mittun auf. Nur ungern dachte Hannah an die erste Hungerkur zurück, die sie zusammen mit ihr durchgestanden hatte. Da war sie dreizehn gewesen. 

Hannah hatte hasste es, mit knurrendem Magen einschlafen zu müssen, und Omas Spruch, Wer schön sein will, muss leiden, ärgerte sie eher, als dass er ihr half. Doch die Erbmasse trug dazu bei, dass überflüssige Pfunde allzu leicht an Hannah  haften blieben und weitere Diäten schienen die einzige Lösung zu sein. Der Erfolg war jeweils nur vorübergehend. Hannah aß tagelang rohes Sauerkraut, ernährte sich nur von hartgekochten  Eiern und Grapefruit und probierte so ziemlich jede neue Diät aus, von der sie hörte. Sie träumte in der Nacht von Sahnetorten und anderen Sünden und wachte morgens schweißgebadet auf. Nach jeder Diät nahm sie mindestens die Hälfte des Abgenommenen wieder zu. Sie hielt nie wirklich lange durch, doch immerhin kämpfte sie lange und häufig genug, um in Größe achtunddreißig zu passen. Bärbel trug sechsunddreißig. Bärbel hatte Erfolg bei Jungs. Sollte sie sich da etwa mit einer Vierzig oder Zweiundvierzig durchs Leben schlagen, wenn sie den Richtigen abbekommen wollte? Kam ja gar nicht in Frage ...!

...

 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Samstag, 26. Juni 2021

Mein Manuskript: Überarbeitung, Zeitplan und Erfahrung

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Das mit meinem Zeitplan ist so eine Sache. Ich kann recht gut schätzen im Alltag. Wie spät ist es wohl? Wie groß ist das Mädchen? So was geht. Aber beim Arbeitsaufwand verschätze ich mich leicht so wie die Verantwortlichen bei den Kosten für den Flughafen von Berlin. Vielleicht ist das Selbstschutz und ich würde gar nicht erst anfangen, wenn ich den Aufwand von Anfang an richtig einschätzen würde. Egal. Jetzt steck ich drin in der Überarbeitung und muss klarkommen mit meinem Zeitplan. Sonst blamier ich mich. Würde ich ungern.

Eigentlich bin ich seit vorgestern durch mit der Überarbeitung von Band I meiner Hannah-Geschichte und muss "nur noch" Korrektur lesen. Dachte ich. Doch während ich den Text noch einmal von vorn bis hinten durchgehe, laut lesend, finde ich nicht nur fehlende Kommata, Rechtschreibfragen, die ich im Online-Duden kläre, und versehentlich ausgelassene oder zu viel gesetzte Wörter. Ich finde auch Fehler in der zeitlichen Reihenfolge, stilistisches Verbesserungspotenzial (hört das denn nie auf ...?!) und reichlich Möglichkeiten der Straffung. Und gestern habe ich mit "Suchen und Ersetzen" das Wort Oma durch Omma ersetzt, weil "unser Omma" nun mal Kohlenpott-Platt redete und sich selbst niemals Oma genannt hätte. Das Ergebnis: Plötzlich tauchten im Text so seltsame Begriffe wie "tOmmatenrot" und "rOmmantisch" auf, bei denen nicht nur das große O störte.

Mein Zeitplan sagt mir: Heute will ich durch sein mit dem Korrekturlesen. Ich habe aber noch über die Hälfte des Manuskriptes vor mir. Das wird ein langer Tag. Kaplan schreibt in seinem Buch "Die Überarbeitung", man solle sich nur mit dem bestmöglichen Ergebnis zufrieden gebe. Tolstoi habe schließlich "Krieg und Frieden" auch x-mal überarbeitet. Aber heißt es nicht auch: Gut ist gut genug? Man denke nur an Herrn Pareto und sein Prinzip.


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Ich bekomme langsam Schwielen am Allerwertesten und müsste dringend mal wieder an die frische Luft ...

Bei der Weiterentwicklung von Band II und III werde ich schlauer sein, was schlichtweg an den Erfahrungen liegt, die ich bei Band I machen durfte. Und über die freue ich mich. Ebenso wie mir die Weiterarbeit am Herzen liegt. Es juckt mir in den Fingern. Aber jetzt muss erst einmal dieses Baby hier ans Licht der Welt. Der erste meiner literarischen Drillinge will endlich raus an die frische Luft. Also höre ich hier jetzt mal auf mit der netten Plauderei und mache mich wieder an die Arbeit.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Donnerstag, 24. Juni 2021

Ehrgeiz: Kreative Schreibziele erreichen mit der SMART-Formel

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Ich lese leidenschaftlich gern - so ziemlich alles. Eine Zeitlang, über Jahre, habe ich vor allem Sachbücher gelesen und Ratgeber. Vieles von dem, was ich las, habe ich längst wieder vergessen. Einiges ist hängengeblieben und ich wende es immer wieder an in meinem Leben. Die SMART-Formel gehört dazu.

Für diejenigen, die sie noch nicht kennen sollten: Die fünf Buchstaben stehen als Akronym für

  • S = specific
  • M = measurable
  • A = attractive
  • R = realistic
  • T = timable

So einfach das klingt, mir hat es schon so oft weitergeholfen. Im Moment hilft die Formel mir dabei, mein  Buchprojekt endlich zu vollenden. Wie, zeige ich euch gleich.


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Bäume können in den Himmel wachsen, ehrgeizige Ziele manchmal auch.

Erst einmal ein Beispiel aus dem "normalen" Leben vieler Frauen. Stellt euch vor, ihr wollt abnehmen. Wenn ihr denkt: Ich müsste dringend abnehmen!, wird kaum ein Erfolg zu verzeichnen sein. Anders bei Anwendung der Formel. Das könnte dann so aussehen:

  • Spezifisch: Ich möchte genug abnehmen, um mich wieder wohl in meinem Körper zu fühlen und mich attraktiv zu finden.
  • Messbar:  Ich möchte acht Kilogramm abnehmen und wieder in meine Lieblingsjeans passen.
  • Attraktiv: Im Urlaub auf den Malediven in zwei Monaten werde ich fantastisch aussehen. Vor der Abreise werde ich mir den schicksten neuen Bikini kaufen, den ich finden kann.
  • Realistisch: Ich habe acht Wochen bis zum Urlaub. Ein Kilo pro Wochen kann ich schaffen.
  • Terminierbar: Acht Wochen sind zeitlich genau messbar. Am besten, man schreibt sich die einzelnen Ziele, also ein Kilo pro Woche, in den Kalender.

Was mein Buch anbelangt, von dessen Veröffentlichung ich schon seit Jahren träume, so brauchte ich einfach einen gewaltigen Tritt in den Hintern, den ich mir nur selbst geben konnte. Also habe ich mich hier im Blog geoutet und den 1. Juli 2021 als Deadline und Erscheinungstermin für Band I meiner Trilogie genannt. War das SMART? 

  • Spezifisch: Ich möchte meine Trilogie noch in diesem Jahr herausgeben und lege öffentlich drei Termine dafür fest. Da ich mich nicht blamieren will, sollte ich die einhalten.
  • Messbar: Da ich die drei Teile bei Amazon über Kindle veröffentlichen möchte, kann jedermann nachprüfen, ob ich die Termine eingehalten habe.
  • Attraktiv: Auf alle Fälle. Ich will das schon so lange. Und das hat, seit ich mich festgelegt habe, enorme Kräfte in mir freigesetzt und mein Schlafbedürfnis stark reduziert.
  • Realistisch: Nun ja, schon. Aber es hat mich mehr Stunden und Kraft gekostet, als ich gedacht hätte. 
  • Terminiert: Klar. Vom 27. Mai bis zum 1. Juli 2021 hatte ich genau 34 Tage.

Heute ist der 25. Juni. Und das bedeutet: So was von Endspurt! Ich mach dann mal weiter, gell ...?

 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

 

Mittwoch, 23. Juni 2021

Logik, Sinn, Überraschung - Befriedigung finden im Ende einer Geschichte

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

"In einem sehr realen Sinn tragen letzte Sätze die Geschichte in sich", schreibt David Michael Kaplan in seinem durchaus empfehlenswerten Schreibratgeber "Die Überarbeitung". In der Überarbeitung meiner Hannah-Geschichte stecke ich derzeit so voll drin, dass ich kaum zu etwas anderem komme. Diese abschließende Arbeit erfüllt mich. Sie strengt mich an, denn erstaunlich viele Gefühle werden dabei intensiv nach oben gespült. Sie bringt mich weiter. Ein gutes Ende möge stimmig und zugleich überraschend sein, fordert Kaplan. Ach du meine Güte! Das klingt aber verdammt schwierig. Also gut, packen wir's an:

Es heißt, es sei eine gute Idee, eine Geschichte vom Ende her zu denken, damit es eine gute Geschichte werden kann. Nicht wenige Autoren würden zuerst das Ende schreiben. Als ich damit begann, Hannahs Geschichte aufzuschreiben, geschah das noch in Ich-Form, denn es ging ausschließlich um meine Geschichte, um mein Leben. Durch den Wechsel der Perspektive habe ich mehr Freiheiten gewonnen, Figuren  zu verfremden und das eine oder andere dramaturgisch wirkungsvoller zu gestalten. Damals begann ich am Anfang, sprang aber bald schon hin und her und schrieb einfach an der Stelle weiter, zu der ich gerade Lust hatte. Eine gute Geschichte entwickelt sich. Auch wenn ich gerade erst von einem Science-Fiction-Autor las, der ein komplettes Buch in einer einzigen Nacht schrieb und am nächsten Morgen an seinen Verlag schickte. Der redigierte und veröffentlichte das Manuskript.

Da es um mein Leben ging, war mir das derzeitige Ende natürlich bekannt. Und auch wieder nicht - und das war das Spannende. Die Bedeutung ist mir im Rahmen des Schreibprozesses erst immer deutlicher geworden. Was dabei herauskam, hat mich selbst überrascht. Aber wie gebe ich diese Wirkung an meine LeserInnen weiter?


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Der wahre Durchblick kommt erst am Ende der Geschichte. Bei einer Trilogie sollte es zugleich ein Ausblick sein.

Kürzlich verfasste ich den Klappentext meiner Trilogie. Auch so etwas kann eigentlich erst gegen Ende gelingen, denn vorher fehlen Überblick und Erkenntnis. Gestern nun habe ich das Ende von Hannahs Geschichte - Teil I - überarbeitet. Es soll die Geschichte vorerst befriedigend abschließen und doch mächtig viel Neugier darauf machen, wie es weitergeht. Das ist mir vollkommen bewusst. Das Schöne ist, dass die LeserInnen im Laufe der Lektüre mit Hannah so vertraut geworden sein dürften, dass sie sie liebgewonnen haben wie einen realen Menschen und einfach wissen wollen: Wie geht es weiter mit ihr? Wenn ich ein gutes Buch ausgelesen zur Seite lege, bin ich oft richtig traurig. Die Figuren der Geschichte, die mich tage- oder gar wochenlang begleitet hatten, fehlen mir dann für eine Weile beinahe so sehr, als seien Mitglieder meiner Familie gerade für unbestimmte  Zeit zum Mars geflogen. Wie gut ist es doch da, wenn in absehbarer Zeit Band II eines Buches zu erwarten steht. Und dann auch noch Band III. Was für eine Wiedersehensfreude ...!

Wie bitte? Ihr habt gedacht, ich verrate euch jetzt gleich hier an dieser Stelle, welch stimmiges, logisches und dennoch überraschendes Ende ich für mich gefunden haben? - Natürlich nicht. Denn das steht ja im Buch. :-)

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Dienstag, 22. Juni 2021

Hannah und die Heiratsanzeige - letzter Textauszug vorm Kindle-Start

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Heute, meine Lieben, erscheint hier der letzte Textauszug vor der Veröffentlichung des E-Books in gut einer Woche. Ich hoffe, ihr hattet bisher viel Spaß beim Lesen und seid ein wenig vertraut geworden mit Hannah. Was bisher mit ihr geschah, könnt ihr in der ersten und zweiten Zusammenfassung lesen. Nun bündele ich alle verfügbaren Kräfte, um das Manuskript zu Ende zu überarbeiten und so zu polieren, dass es glitzern kann wie ein Edelstein in der Mittagssonne - um euch zur Freude zu gereichen. Einige Blog-Beiträge ohne Textauszüge wird es hier zwar noch geben vor dem 1. Juli. Damit möchte ich vor allem die Schreiberlinge unter euch über den technischen Fortgang meiner persönlichen Veröffentlichungsgeschichte unterrichten. 

Endspurt! Ich bin ja so froh über meine Selbstverpflichtung hier im Blog. Das hilft mir enorm weiter, endlich am Ball zu bleiben und mich nicht länger vor einer Veröffentlichung zu drücken, aus Faulheit oder gar aus der Angst vor einer riesigen Enttäuschung, sollte mein E-Book nach all der Arbeit und all dem Herzblut, nach unzähligen einsamen Stunden und wundgetippten Fingern, womöglich gar nicht gefunden oder gelesen werden. Was wäre eine Autorin ohne ihre Leser und Leserinnen? Wie eine Hochzeitskutsche ohne Braut.

                                                                                                        Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

                                Die Kindheit ist endgültig vorüber. Hannah ist achtzehn und braucht einen Mann ...!

Hannah ist nun achtzehn Jahre alt. Und obwohl sie noch immer davon träumt, das Abitur nachzuholen und zu studieren, will sie zugleich ihre Mutter nicht enttäuschen, die nun mal einen guten Ehemann für ihre Tochter vorgesehen hat. Inzwischen, das muss Hannah zugeben, sehnt sie sich selbst nach der Liebe eines Mannes, was die Sache erleichtert. Und warum sollten Ehe und Weiterbildung einander auch ausschließen. Wo ein Wille, da ein Weg.

Hannahs Wille ist groß. Also, her mit dem Mann! Bloß: Woher nehmen und nicht stehlen?! In der Kirchen-Disco hat Hannah nichts Passendes gefunden, in normale Discos traut sie sich allein nicht hinein. "Gibt doch eine Annonce auf", rät Mutti. "Eine Heiratsanzeige??!" "Ja, warum nicht. Ihr müsst euch ja erst einmal kennenlernen. Das dauert." 

Und so gab Hannah eine einschlägige Annonce auf, mit der sie sich auf die Suche begab nach einem männlichen Wesen "mit Charme und Esprit". Dass sie erst achtzehn war, zeigte Wirkung und die Resonanz, fand Hannah, war überwältigend:

Der Dicke

Nachdem keine neuen Briefe mehr eintrudelten und Hannah alle – achtzig an der Zahl – mehrfach gelesen hatte, begann sie zu sortieren und beschloss schließlich, mit dem jungen Mann, der ihr sympathischer als alle anderen erschien, ein Treffen zu vereinbaren. Leider lag kein Bild bei, aber das sollte sie nicht abhalten. Als Treffpunkt wählte Hannah den Stadtplan gegenüber von Deiter, dem Juwelier mit dem Glockenspiel. Als sie ankam, baute sie sich wie selbstverständlich vor dem Plan auf und begann, mit vorgeschobenem Interesse den Straßenverlauf zu studieren. Eine Minute später schien die Sonne sich hinter ihr zu verdunkeln.
„Entschuldigung, Fräulein Braun?“ fragte eine melodische Stimme.
Ein erwartungsvoller Schauder rieselte über ihren Körper. Voller Freude blickte sie sich um - und erstarrte. Vor ihr stand ein junger Mann mit blondem Wellenhaar und Brille auf der Nase. Er wog mindestens 120 Kilo. Oh Gott! Hannahs Schrecksekunde war kurz.
„Nein, bin ich nicht“, behauptete sie und machte auf dem Absatz kehrt. Ohne sich noch einmal umzusehen, eilte sie zum Bahnhof zurück, setzte sich in den nächsten Zug und fuhr, den Kopf zwischen den Schultern, nach Hause. An diesem Abend wagte sie es nicht, in den Spiegel zu sehen. Sie hatte ihm nicht einmal eine Chance gegeben ...!

...

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Blick ins Buch und Klappentext als Werbemaßnahmen fürs eigene E-Book

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Wer sich bei Amazon umsieht und dort ein Werk entdeckt, das ihn interessiert, hat die Möglichkeit, einen Blick ins Buch zu werfen. Im örtlichen Buchhandel ist das selbstverständlich und auch im Internet will niemand die Katze im Sack kaufen. Für den Autor oder die Autorin ist das eine gute Werbemaßnahme. Wenn der Stil und die Art der Darstellung den LeserInnen gefällt, stehen die Chancen weitaus besser als ohne Leseprobe, dass das Buch gekauft wird.  Daneben gibt es den höchst wichtigen Klappentext. Ihn zu schreiben, ist eine Kunst. Er soll informativ sein und neugierig machen, er soll zeigen, in welche Richtung das Buch geht, aber er soll auch auf keinen Fall zu viel verraten. Vor allem natürlich nicht das Ende.

Ich habe seit etlichen Tagen gegrübelt, welcher Klappentext für meine autobiografische Roman-Trilogie rund um Hannah all das in sich vereinigen könnte. Ich weiß, dass die Bücher spannend sein werden, aber wie zeige ich das meinen LeserInnen, ohne zuviel zu erzählen? Immerhin hattet ihr hier im Blog schon reichlich Leseproben, mehr als jeder "Blick ins Buch" es hergibt. Wie mache ich spürbar, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt? Das waren nix als Nebel und Wattewolken im Kopf ...!

Und vorhin hatte ich dann einen Einfall. Der heißt so, weil er aus dem Nichts zu kommen scheint. Ist natürlich nicht so - in Wirklichkeit waren Denker oder Denkerin vorher entspannt, in einer Art meditativen Zustands. So etwas kann die heiße Dusche sein, unter der man vor sich hin summt. Oder ein Waldspaziergang. Bei mir waren es Unkrautzupfen und das Anbinden von zu großen Pflanzen, die der Regen flachgelegt hatte. Als ich vorhin wieder ins Haus kam, war der Einfall da und der Klappentext stand. Einfach so. Hier ist er. Neugeboren. Extra für euch:

Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Plötzliche Einfälle scheinen aus dem Nichts zu kommen - ist aber nicht so ...!


 

Klappentext:

Hannah, 1955 im Kohlenpott geboren, geht leidenschaftlich gern zur Schule und spürt schon als Kind, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Aber was? Sie will unbedingt das schöne weiße Lyzeum besuchen, an dem sie jeden Tag vorbeigeht, und Abitur machen. Doch Mutti sagt:„Mittlere Reife reicht. Mädchen heiraten sowieso.“ Hannah gehorcht, doch ihr Traum stirbt nicht. Sie tut alles, um so viel zu lernen, wie möglich. Um die Liebe ihrer Eltern nicht zu verlieren, begibt sie sich schon als Vierzehnjährige auf die Suche nach einer guten Partie und ist schon bald verliebt in die Liebe. Sie trifft auf wertvolle Männer, gutaussehend, interessant, gebildet. Gleich drei von ihnen sind bereit, sie zu heiraten. Zugleich kämpft sie weiter um Bildung. Doch Hannah findet nicht zur Ruhe, zieht alles in Zweifel und riskiert ihr Glück. Als die Sache mit dem Vorhang passiert, ahnt sie, was wirklich mit ihr los ist, und nimmt den Kampf auf gegen einen unsichtbaren Feind. Eine Trilogie im Stil aktueller Sagen aus deutschen Regionen. Und doch ganz anders ...!

Mehr als 100 bis 200 Wörter soll es nicht sein, steht in den Empfehlungen von tredition. Dieser Text hat jetzt 171. Passt.

Noch neun Tage bis zum Erscheinen von Band I. 

P. S. Gerade habe ich ein Video von Julia K. Stein zum Thema Klappentext gesehen. Sie gibt wirklich tolle, engagierte Tipps zu verschiedensten Themen rund ums Schreiben und Veröffentlichen, nicht zuletzt für Selfpublisher. In diesem Video sagt sie eindeutig: Ein Klappentext ist keine Inhaltsangabe. Er sollte kurz sein, klar das Genre herausstellen, Gefühle transportieren, Marker enthalten, die den LeserInnen Orientierung geben, nicht zu viel vorwegnehmen. - Hm, grübel! Trifft das bei mir zu? Noch nicht so ganz, oder? Stoff zum Nachdenken ...! 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Montag, 21. Juni 2021

Hannahs Geschichte - Ehebett statt Zölibat

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Heute mal ohne große Vorrede - ich brauche gerade sehr viel Zeit für die Überarbeitung des geplanten E-Books - ein neuer Auszug aus Hannahs Geschichte. Wir schreiben das Jahr 1973. Hannah ist fast achtzehn. Da macht Gerald, mit dem sie nun seit fast zwei Jahren zusammen ist und der entschiedener als je ist, dass seine ehemaligen Berufspläne als katholischer Priester, völlig danebengelegen hatten, Pläne. Pläne, die ihr Angst machen.


Wir könnten dann vielleicht unten ...


Gerald schien an ihrer Liebe keine Zweifel zu haben. Während Hannah zu ihrem eigenen Entsetzen allmählich begann, ihn ein wenig langweilig zu finden, hätten für ihn aus den Freundschaftsringen bald schon Verlobungsringe werden können. Er schien überzeugt zu sein, in ihr das Mädchen gefunden zu haben, das er liebte und heiraten wollte. Er schmiedete Pläne für sie beide und dann kam der Tag im Mai, an dem er ihr erzählte, er habe ernstlich mit seinen Eltern gesprochen. Sie seien bereit, in wenigen Jahren in die erste Etage zu ziehen. "Wir könnten vielleicht dann hier unten wohnen. In zwei Jahren vielleicht. Dann bin ich immerhin schon fünfundzwanzig. Wir hätten dann das Wohnzimmer, Esszimmer, Küche und  Toilette für uns", sagte er und klang stolz und voller Zuversicht. "Wir könnten sie zum Bad ausbauen, wenn wir die Diele verkleinern. Nun gut, sie ist eh nicht groß, aber das würde irgendwie gehen. Wir könnten uns hier ein kuscheliges gemeinsames Nest bauen. Wenn du nur willst ..." Hannah lächelte vage. Das kleine Haus, das Gerald eines Tages erben sollte, gefiel ihr. Die Lage in der stillen Straße, nicht weit entfernt vom Wald, der alte, eingewachsene, kleine Garten mit den herrlichen Pfingstrosen und dem kleinen Teich - all das war schön. Gerald sah sie aufmerksam an,  mit erwartungsvollem Blick. "Sie sind sogar bereit, sich einen Sitzplatz im hinteren Teil des Gartens zurechtmachen. Die Terrasse hier unten hätten wir dann für uns." Hannah stellte sich vor, wie schön es sein müsste, an einem so milden Maitag wie gerade die Terrassentür zu öffnen, die von der Küche aus hinausführte und draußen in der Morgensonne zu frühstücken. Im eigenen Garten, während sie bei ihren Eltern schon froh sein musste, nun wenigstens einen Balkon zu haben. Aber mit Gerald? Für immer? War sie mit ihren knapp achtzehn Jahren nicht viel zu jung für solche Pläne?
Gerald war aufgestanden, holte Karopapier, Schere und Bleistift und setzte sich wieder an den Esstisch seines Elternhauses. "Die Maße habe ich gestern schon genommen. Guck  mal, hier ist der Plan. Jetzt schneiden wir nur noch die Möbel aus und dann können wir hin- und herschieben. Was meinst du?"  

Hannah nickte. "Ich schau dir zu", sagte sie und beobachtete nachdenklich, wie er wenig später mit vor Begeisterung blitzenden Augen die aus Karopapier ausgeschnittenen Möbel rangierte. "Kaum zu glauben, dass du vor ein paar Jahren noch Priester werden wolltest", sagte sie. "Du wirkst jetzt eher wie der geborene Ehemann." Gerald lachte und erläuterte ihr, was er vor hatte. Das Esszimmer gedachte er zum Wohnzimmer umzugestalten. Sie sah, wie er den Kleiderschrank neben das Doppelbett quetschte. „Auf welcher Seite würdest du gern schlafen wollen?“ 

                                                                                                    Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

                                                                           Der Traum vom eigenen Garten


Hannah schluckte. Ach du meine Güte! Das klang ja so schrecklich erwachsen, so konkret! Die Idee, sich tatsächlich fest an einen Menschen zu binden und dann auch noch die Schwiegereltern über sich zu wissen, verunsicherte sie. Die Anwesenheit des so oft ungehaltenen, kranken Schwiegervaters vielleicht noch immer im Wohnzimmer zu spüren, wo er in seinem Sessel residiert hatte, dem Wohnzimmer, das dann ihr Schlafzimmer sein würde, erschien ihr wie Himmel und Hölle zugleich. In Gerald Armen einzuschlafen, ja, das müsste wunderschön sein. Ihn als ihren Mann an ihrer Seite zu wissen, als Mann, der für sie da sein würde, wenn sie ihn brauchte, ließ ihr Herz dahinschmelzen. Gerald war so liebenswert. Er hatte so viele gute Eigenschaften. Doch die Vorstellung von einem ganzen gemeinsamen Leben, das ihr in diesem Moment, in der Ernsthaftigkeit dieser Planung, so erschreckend berechenbar und langweilig erschien, schnürte ihr den Hals zu. "Ich glaube, ich muss jetzt nach Hause", sagte sie, "es ist schon spät - fährst du mich heim?"

"Natürlich, Schatz. Du siehst müde aus." Er griff nach der grauen Mappe, die in Griffweite gelegen hatte, und schob Pläne und Papiermöbel hinein. "Das nimmst du mit, dann kannst du zu Hause noch ein bisschen probieren. Und es vielleicht deinen Eltern zeigen." Er küsste sie auf den Mund. "Du ahnst ja gar nicht, wie sehr ich mich freue ...!"

...

Ich überarbeite dann mal weiter mein E-Book. Keine Zeit mehr für Aufschieberitis. Puh, wer hätte gedacht, dass das sooo viel Zeit frisst. Aber es soll ja auch nicht irgendein Buch werden. Das wird ein Herzblut-Buch und das soll man spüren können.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Samstag, 19. Juni 2021

Autobiografie: Das ideale Alter, um über das eigene Leben zu schreiben

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Gestern habe ich hier im Blog eine Pause eingelegt. Ich war den ganzen Tag lang im Paradies unterwegs. Am "Tag des offenen Gartens" habe ich mir in Kreis Steinburg hier oben im Norden mit meinem Liebsten eine Reihe herrlicher Privatgärten angesehen. Da Gärtner nette Menschen sind, fiel es uns nicht schwer, mit den Besitzern ins Gespräch zu kommen. Am meisten beeindruckt hat mich ein altes Ehepaar, das gemeinsam auf die achtzig zuging, und seinen riesigen, blumenreichen Garten, an dem an vielen Ecken Wasserspiele plätscherten, Vögel zwitscherten  und Hummeln brummten, ohne fremde Hilfe zu bewirtschaften. Beeindruckend. Die alte Dame sprach davon, dass sie an jedem Abend den Tag Revue passieren ließe und damit das Leben quasi zweimal lebe. Schon erzählte ich ihr, dass ich einmal bei der Familienbildungsstätte einen Kurs zum Thema Autobiografisches Schreiben unter dem Titel "Das Leben zweimal leben" angeboten hatte. Und sie begann, mir aus ihrem Leben zu erzählen. Und wahrhaftig, sie war nicht auf den Mund gefallen ... 


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Wasser, Spiegel der Seele - aufgenommen am "Tag des offenen Gartens"

Als ich ihr vorschlug, mit meiner Hilfe ein Buch über ihr Leben zu schreiben, winkte sie ab. "Zu spät - ich hätte Sie früher kennenlernen müssen." Aber es ist nie zu spät. Solange wir atmen und denken können, können wir auch die Geschichte unseres Lebens aufschreiben. Die schlanke, weißhaarige Dame mit den so jugendlich wirkenden blauen Augen wurde nachdenklich. "Ich denke oft darüber nach", sagte sie,  "wie es sein wird, wenn ich mal nicht mehr da bin. Eigentlich bin ich doch noch nicht wirklich tot, solange es noch Menschen gibt, die an mich denken." "Genau so ist es", sagte ich, "und deshalb lohnt es sich auch, ein Buch über sich selbst zu schreiben. Über das eigene Leben, über Erkenntnisse und Gedanken. Unser Leben ist so einzigartig und kostbar. Und was wir darüber aufschreiben möchten, das tun wir in erster Linie für uns. Nicht, um einen Verlag zu finden und das große Geld zu machen. Sondern für uns und unser eigenes Glück."

Meine Visitenkarte nahm sie nur allzu dankbar entgegen und ihre Augen leuchteten. Ich gehe sehr davon aus, dass ich wieder von ihr hören werde.  

Das ideale Alter, um über das eigene Leben zu schreiben? Das gibt es nicht. Ein nachdenklicher Mensch mit tiefer Empfindungsfähigkeit und großer Ausdrucksfähigkeit kann, so denke ich, auch als junger Mann, als junge Frau schon etwas Berührendes über das eigene Leben schreiben. In jedem Fall aber gilt: Es ist nie zu spät.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Donnerstag, 17. Juni 2021

Hannah - Plot um ein introvertiertes Kohlenpottkind auf dem Weg in die Freiheit

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Wie gestern versprochen, kommt nun eine Zusammenfassung dessen, was bisher geschah. Der Plot sozusagen. Zunächst, in aller Kürze, was ich vor vier Wochen bereits ausführlicher präsentiert hatte: 

Nach fünf Jahren Ehe bringt die dralle Margrit ein Kind zur Welt. "Ein Mädchen, wie schön!", haucht sie. Hannah Ruth ist da.  Zwei Geschwister folgen. Fünf Jahre sind vergangen. Die Familie wohnt beengt in einer Zweizimmerwohnung in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs, mitten im Kohlenpott. Ein eigenes Kinderzimmer gibt es nicht. Hannah schläft in der Küche, gleich neben dem stinkenden Ölofen. Margrit hat Schlimmes erlebt und ihre allgegenwärtige Angst überträgt sie auf ihre Kinder. Erst als die introvertierte Hannah mit knapp sechs Jahren in die Schule kommt, eröffnet sich ihr eine neue Welt. Nun darf sie nicht nur allein über die gefährliche Helbingstraße und den ganzen langen Schulweg gehen, nun soll sie sogar. Mit dem erweiterten Radius wird sie mutiger und Rosa, die unsichtbare kleine Maus auf ihrer Schulter, die nur Hannah hören kann, unterstützt sie dabei. Hannah liest und lernt für ihr Leben gern. Wie ein Schwamm saugt sie alles in sich auf. Umso mehr ärgert es sie, dass ihr Bruder Dietmar (vor vier Wochen hieß er hier übrigens noch Harald, aber so was kann sich ändern im Laufe des Schreibprozesses) anders behandelt wird als sie und ihre Schwester Ines (die bisher Iris hieß, was ich aber im Blog-Text noch nachträglich ändern werde). Es ist so gemein! Dietmar muss weniger und darf mehr. Dass aber Hannahs Lehrerin nach dem vierten Schuljahr den Besuch des Lyceums empfiehlt und Mutti ablehnt, weil Hannah als Mädchen sowieso heiraten wird, schlägt dem Fass den Boden aus. "Ich will aber gar nicht heiraten!" Dietmar soll das Abitur machen dürfen, nur weil er ein Junge ist, und sie nicht?! 

Erst einmal bleibt Hannah nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen. Zum Glück ist da Rosa, die ihr immer wieder Mut macht und ihr hilft, auch mal trotzig zu sein. Die Familie zieht von der trotz Bahnhofsnähe stillen Wiesenstraße in den  Essener Norden, an eine verkehrsreiche Straße, mit einer Kneipe unten im Haus und dem stinkenden Aluminiumwerk in Riechnähe. Ihre Sehnsucht nach einer allerbesten Freundin erfüllt sich lange Zeit nicht. Viel zu oft steht sie allein auf dem Schulhof. Bis, inzwischen ist sie dreizehn Jahre alt, Bärbel in ihr Leben tritt, einen Kopf kleiner als sie, aber selbstbewusst und fröhlich wie nur was. Hannah blüht auf. Und als Bärbel sie überredet, mit ihr in die Kirchendisco zu kommen, eröffnet sich erneut eine andere Welt. Jungs erscheinen Hannah auf einmal erstrebenswert. Man braucht sie ja nicht gleich zum Mann zu nehmen ...

Soweit erst einmal. Hier im Blog gibt es in loser Reihenfolge nach wie vor Auszüge aus Hannahs Geschichte, mit denen ihr direkt hineintauchen könnt in die Welt des schüchternen Mädchens, das allmählich lernt, wieviel Spaß das Leben machen kann, wenn man sich traut. Eine etwas ausführlichere Fassung des Anfangs der Geschichte findet ihr unter dem markierten Link, verbunden mit einem für Hannahs junges Leben entscheidenden Textabschnitt. 

Nebenher arbeite ich mit Volldampf an der E-Book-Fassung von Band I. Na ja, was heißt nebenher. Ist eher ein Vollzeitjob. Mein Nacken ist schon ganz steif vom Starren auf den Bildschirm, aber von nix kommt nix. - Sind ja nur noch dreizehn Tage ...! :-)

 

Ach ja, eins noch: Für alle, die in diesem Blog mehr an schreibhandwerklicher Technik und Hintergrundwissen interessiert sind als an Hannahs Geschichte, gab es gestern hier eine Zusammenfassung, die auf einen Blick zeigt, worum es schreibtechnisch in den letzten vier Wochen ging. Jede Menge Schreibtipps für angehende Autoren. Ihr braucht nur zuzugreifen.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth


Rückblick Hannah - Schreibtechnik für angehende Autoren

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Am 16. Mai  hatte ich euch in einem Posting mit dem Titel Heiraten als Lebensperspektive in den 1960er-Jahren zwei Wochen nach Start dieses Blogs eine Zusammenfassung dessen gegeben, was bisher passiert war. Hier kommt nun, einen Monat später, die Fortsetzung in zwei Teilen.  Zum einen - in diesem Posting - für die Schreiberlinge unter euch, die selbst darüber nachdenken, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Zum anderen, im nächsten Posting, für die Leserlinge, die besonders an Hannahs Geschichte interessiert sind.

                                                                                                        Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

                                                                                  Durchblick ist wichtig ...!

Hier also die gesammelte Schreibtechnik für euch, liebe Leserlinge - ein Pool, aus dem ihr nach Belieben schöpfen könnt. Das hier waren die Themen der letzten vier Wochen in rückwärtiger Reihenfolge - das zuletzt bearbeitete zuerst. Zu einigen setze ich beispielhaft Links, die anderen, die euch interessieren, findet ihr bequem in der Übersicht rechts neben diesem Text.

1. Juni-Hälfte 2021

  • Michelangelos Marmorblock als Grundlage und Überarbeitung
  • Informationshunger als angehender Schriftsteller stillen
  • VG Wort und Klicks im Blog
  • E-Book selbst lektorieren?
  • Erfahrungsbericht auf dem Weg zum eigenen E-Book
  • Monologe und Dialoge
  • Struktur finden mit einem tollen Schreibprogramm: Papyrus für Autoren
  • Aufschieberitis beim Schreiben in den Griff bekommen
  • Titel und Titelschutz
  • Gefühlvolles, authentisches Schreiben
  • Perspektive und Selfpublishing
  • Persönlichkeitsrechte und Verfremdung
  • Umgang mit Erotik und Tabus in der eigenen Lebensgeschichte
  • Emotionen, Fallhöhe und Erwartungen
  • SchriftstellerIn werden als ganz normaler Mensch

2. Maihälfte 2021 

  • Traum vom eigenen Buch erfüllen
  • Schreibblockaden abbauen und den inneren Schweinehund in die Schranken weisen
  • Herzenswunsch für Autoren: die Veröffentlichung
  • Szenen und narrative Zusammenfassungen
  • Dramaturgie und Wendepunkte
  • Veröffentlichung via Kindle?
  • Show don't tell
  • Freiwillige Deadline als Mittel gegen Selbstsabotage
  • Existenzgründung als SchreiberIn
  • Silver Ager schreiben biografische Erinnerungen
  • Erfolg als Selfpublisher
  • Persönlichkeitsrechte und Freundschaft
  • Offenheit und Tabus in der Autobiografie
  • Schicksalhafte Gründe, seine Biografie zu schreiben
  • Prolog im E-Book zur Leserbindung
  • Emotionen kreativ beschreiben
  • Alltagsthemen in der Autobiografie
  • 10 Tipps für Anfänger

Morgen geht's weiter mit einem Überblick über Hannahs Themen. Nun wünsche ich euch erst einmal ganz viel Spaß, Inspiration und erhellende Einsichten beim Stöbern in den Beiträgen.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

 

Mittwoch, 16. Juni 2021

Hannahs Biografie - gepresster Roman-Kohlenstaub braucht Überarbeitung

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Irgendwo las ich einmal, das Schreiben ließe sich mit der Bildhauerei ganz gut vergleichen. Man schreibt und schreibt, um einen Block zusammenzubekommen, mit dem sich arbeiten lässt. Aus dem haut man dann das eigentliche Kunstwerk heraus, so wie einst Michelangelo seinen fantastischen David aus einem Marmorblock erschuf. Wo nichts ist, kann man nichts wegschlagen, nicht formen und feilen. Das sah ich ein und erzählte es auch den Teilnehmerinnen meiner Schreibwerkstatt immer wieder gern. 

Der Marmorblock meiner Autobiografie ist schon lange fertig. Viele hundert Seiten kamen zusammen. Ich begann, umzusortieren, zu ergänzen, zu streichen, umzuformulieren und aufzuteilen. Das war nicht weniger Arbeit als der First Draft, ganz im Gegenteil. Aber es machte deutlich mehr Spaß. Denn das, was nun übrigbleibt, ist teilweise schon richtig gut, druckreif. Und anderes wird immer besser. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Man kann eine Ahnung vom glitzernden Brillianten bekommen, der anfangs nur gepresster Kohlenstaub war.

Die Phase der Überarbeitung einer Biografie ist bestens geeignet, um Zeitzeugen noch einmal zu befragen: "Wie war das denn damals noch genau?" Meine alte Schulfreundin Bärbel wies mich gerade daraufhin, dass Katharina, die Notfallfreundin, die ich vor ihr hatte, die Roy Black so sehr verehrte, aber leider eine graue Maus war, gar nicht in einem Zechenhaus lebte. "Das waren Zinkhüttenhäuser. Die Zinkhütte war gleich gegenüber. Zechen gab es auch in Bergeborbeck. Aber die waren anderswo."

Ich überarbeite nun so intensiv wie nie an meinem autobiografischen Roman mit Hannah als Protagonistin, viele Stunden am Tag. Und dann will ich das künftige E-Book auch noch selbst lektorieren. Da ist sehr viel Sorgfalt nötig. Und noch mehr Zeit. Aber als Rentnerin kann ich mir das erlauben. Jippie!!! Ich vergesse beim Schreiben Hunger und Durst und bekomme dicke Beine bei dem warmen Wetter und weil ich mich zu wenig bewege. Das ist ungesund, weiß ich. Aber ich kann gerade nicht anders. Oder ...?

Na gut, vielleicht doch. Nachdem ich nun schon über drei Stunden am Stück getippt habe, gönne ich mir gleich eine Bewegungspause. Starte im Netz das sympathische Video mit der lateinamerikanischen Tanzgymnastik. Schicke nur noch schnell diesen Blogbeitrag los, mit dem ich euch alle ermutigen möchte, euch euren Marmorblock zu erschaffen. Damit ihr euren ganz persönlichen David daraus meißeln könnt. Oder Kohlenstaub zu pressen, für euren eigenen Brillianten.

                                                                                            Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Es gab schon etwas Grün hinter den Zinkhüttenhäusern - vor allem aber gab es Grau.

 

Apropos Kohlenstaub. Hier kommt noch ein wirklich kurzer Auszug für euch aus Hannahs Geschichte - mehr dann im Buch. Anno 1965. Hannah ist jetzt zehn Jahre alt. Zeit für den Schulwechsel. Und Schluss mit dieser unerträglichen Enge bei fünf Personen auf zweieinhalb Zimmern! 

Bergeborbeck war der Ort, an dem dicht an dicht die grauen Zinkhüttenhäuser mit den kleinen Gärten dahinter standen, deren Grün einen Grauschleier trug. Dort gab es Zechen und Fördertürme und rauchende Schlote. Dort waren die Kumpel, die auf Zeche schufteten und sich unter Tage gewöhnlich die Steinstaublunge holten, von der Mutti Hannah erzählt hatte, als sie im Ruhrkohle-Gebäude die Pförtner gesehen hatten. Eine grausame Krankheit, die die Bergleute vor der Zeit ins Grab brachte. Doch all diese wenig ersprießlichen Gegebenheiten hatten Mutti und Papa in Kauf genommen, um endlich ein Zimmer mehr und ein Fenster im Bad zu haben. Und ein eigenes Kinderzimmer. Für Dietmar natürlich. Es war ja so gemein ...!


Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

 

Montag, 14. Juni 2021

Informationshunger stillen als angehender Schriftsteller - Schreibratgeber machen glücklich

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Es ist wohl an die 40 Jahre her, dass ich mir zum Geburtstag einen Ratgeber wünschte, mit dessen Hilfe ich das kreative Schreiben würde erlernen können. Mein damaliger Mann zog los und legte mir schließlich zwei schmale Bände auf den Gabentisch, die mich kein bisschen inspirierten und die ich irgendwann entsorgte. Die Titel weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass auf einem das Wort Germanistik vorkam und dass der Inhalt mir staubtrocken erschien. Mein Mann hatte sich beraten lassen. Offenbar gab es nichts Besseres auf dem deutschen Markt derzeit. Doch wenig später wurde ich selbst fündig und entdeckte auf einem Büchertisch einen dicken Wälzer, der noch heute in meinem Bücherschrank steht: "Grundlagen und Technik der Schreibkunst - Handbuch für Schriftsteller, Pädagogen, Germanisten, Redakteure und angehende Autoren", erschienen 1983 als Lizenzausgabe für Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mH. Über 750 prallgefüllte Seiten. Ich war im Himmel und las und las ...

Das Vorwort der Herausgeber war mit "Das edle Handwerk" überschrieben. Und so begann es:

"In einer Veranstaltung, besucht von etwa achthundert Schriftstellern und solchen, die es werden wollten oder sich dafür hielten, rief der Hauptredner aus: "Ich glaube nicht, daß in diesem Saal mehr als ein halbes Dutzend Herren und Damen sind, die von ihrer Schriftstellerei allein leben können!" Widerspruch erfolgt nicht; der Mann hatte wahrscheinlich recht." Dass wurde noch mit ß geschrieben und dass der Herr seine Geschlechtsgenossen zuerst und dann erst die Damen erwähnte, ist immerhin ungewöhnlich. Das Werk mit dem fünf Seiten langen Inhaltsverzeichnis sättigte meinen durstigen Geist für die Dauer der Lektüre, doch danach war ich erst recht angefixt, wollte mehr, fand aber nichts. 

Anfang des neuen Jahrtausends erst entdeckte ich bei einem Besuch in Hamburg einen Laden, in dem Bücher des Verlages Zweitausendeins verkauft wurden, darunter Lehrbücher, wie ich sie suchte: Autorenratgeber. Na endlich! 

Einer dieser Schreibratgeber, "Die Überarbeitung" von David Michael Kaplan, hat neben gewollten Markierungen im Text einen gewaltigen Kaffeeflecken und einen schon reichlich abgegrabbelten Einband. Bei der Überarbeitung von eigenen Texten war er für mich wunderbar zu gebrauchen.

Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Hoffnungsstreif am Horizont - endlich gab es Autorenratgeber auch in Deutschland ...!


Die Lage für angehende Schriftsteller hat sich inzwischen in Sachen Weiterbildung deutlich verbessert. Etliche Schreibratgeber aus dem Autorenhaus-Verlag stehen seit Jahren in meinem Regal. Werke, zumeist Übersetzungen aus den USA, die mich immer wieder begeistern und inspirieren, ja geradezu glücklich machen. Die Autorinnen und Autoren dieser Ratgeber lieben das Schreiben und Lesen spürbar so wie ich. In meinem Blog "Bücher für mehr Lebensfreude" habe ich schon etliche daraus rezensiert.

Vom Schreiben leben können immer noch wenige Menschen. Doch das Schreiben begeistert so viele. Kein Wunder. Für die, die sich darauf einlassen, wird es bald die schönste Sache der Welt sein. Ich spreche da aus Erfahrung. 

Inzwischen sind zwei Hände meiner Hannah-Trilogie erschienen*, was beweist: Dranbleiben lohnt sich. Und die Verwendung von Schreibratgebern auch. 

* Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" und Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd"

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Der 98. Geburtstag - biografische Erinnerungen an Mutti, wie Hannah sie sah

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Heute wäre der 98. Geburtstag meiner Mutter. Wie sie wohl heute aussähe? Immer noch rund und fröhlich? In meinem autobiografischen Roman, in dem ich zu Hannah wurde, wird von ihr erzählt. Mutti hatte es verflixt nicht leicht in ihrem Leben. Das Schicksal schlug mehrfach zu. Doch ihr Lachen war legendär und Galgenhumor war ihr Markenzeichen.

Mutti - anno 1956


Hier ein kurzer Auszug: 

Am glücklichsten schien Mutti zu sein, wenn sie aß. Sie konnte ein Leberwurstbrot oder ein Stück Buttercremetorte mit drei Bissen herunterschlingen. Einmal verschluckte sich so heftig an einer hastig gegessenen Marzipankartoffel, dass ihr die Tränen kamen. Mit Mühe zu Atem gekommen, rief sie japsend: „Eines Tages wird auf meinem Grabstein stehen: Sie starb an einer Marzipankartoffel. - Hahaha!“
Das erschreckte Hannah. Vom Tod wollte sie nichts wissen. Und wenn ihre Mutter Tränen lachte, wusste sie nie, ob sie nicht doch eher traurig war. Wenn Mutti rief „Dieser Lärm bringt mich noch mal um!“, flüsterte Hannah ein paar Minuten lang nur noch und hielt ihrem kleinen Bruder den Mund zu. ...


Happy Birthday, Mutti! Ich hoffe, deine Wolke ist bequem und du hast genug Lesestoff und Marzipankartoffeln da oben. Und grüß mir unseren Friede-Freude-Eierkuchen-Papa, ja? Ich stelle mir vor, dass seine Mandelsplitter jetzt endlich aus Vollmilchschokolade sind ...! Was mich anbelangt, so bin ich gerade schwer fleißig. Ich habe ja deine Schreibleidenschaft geerbt. Du würdest staunen und dich freuen, wie viele von dir lesen werden. :-)

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

 

Sonntag, 13. Juni 2021

Hannah, Mund-zu-Mund-Propaganda und Klicks zum Blog

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Eine neue Hürde ist genommen. Nach rund 6 Wochen mit meinem neuen Blog hatte ich vorgestern über 2.000 Klicks zu verzeichnen. Nein, nicht täglich. Insgesamt. Dennoch freue ich mich wie eine Schneekönigin. Ich stelle mir gerade diese 2.000 Leute, die alle im Blog gestöbert haben, in meiner Wohnung vor. Huch! Sie müsste wegen Überfüllung geschlossen werden. 

Noch habe ich keine Ahnung, wie lang jeweils die Verweildauer bei den einzelnen Texten ist. Sollten die Leser gleich wieder wegklicken, wäre nicht viel gewonnen. Im Vergleich sind 2.000 Klicks in 6 Wochen, also rund 45 am Tag, nicht die Welt, doch wie Christian Baier sagt, von dem ich hier schon an anderer Stelle geschrieben habe, braucht es harte, engagierte Arbeit, bis so ein Blog wirklich angenommen wird und Traffic erzeugt. Persönlicher, origineller, handgemachter Content sei der richtige Weg dorthin.  

Bei mehr als 8.000 "organischen Besuchern" pro Monat möge man sich  bei VG Wort anmelden, schreibt er in der Zusammenfasung seines Ratgebers "Selbst schuld wer nicht bloggt". Könnte sich lohnen. Echt jetzt? Dann erst? Wenn das so ist, muss ich wohl eine Schüppe zulegen. Und eure Unterstützung käme mir da wirklich sehr gelegen. Also: Wenn euch dieser Blog und Hannahs Geschichte gefallen, verschickt doch bitte einfach einen Link über die sozialen Netzwerke. Mund-zu-Mund-Propaganda ist sooo wertvoll. - Macht ihr? Danke, danke, dankeschön!!!  

Für euch kommt hier wieder etwas von Hannah - ein Auszug, in dem es um die Wahl zwischen Feigheit und Wagnis geht und um Chancen, die nicht so schnell wiederkommen:

 

Die Chance


Nachdem das Fräulein Lehrerin so sehr mit ihr geschimpft hatte, hatte Hannah beschlossen, wieder brav und vorsichtig zu sein. Das war ganz sicher besser. Dann aber passierte etwas, was der Frage mit der Vorsicht ein ganz neues Gewicht gab: Ein Dompteur kam in die Schule.


„Zu zweit aufstellen!", rief Fräulein Vogt, „und dann kommt ihr mal alle mit.“ 

In der Eingangshalle mit dem kalten, schwarz-grau gesprenkelten Steinboden, die sich an die kleine Freitreppe zwischen den Türmen anschloss, sah Hannah kurz darauf zu ihrem ungläubigen Erstaunen einen Mann, der sich eine lebendige, sich ringelnde und züngelnde Schlange um den Hals gelegt hatte.
„Das ist eine Königsschlange, eine Boa Constrictor“, sagte er mit tragender Stimme. „Ein Weibchen wiegt bis zu fünfzehn Kilo. Und das hier ist ein Weibchen. Hat sie nicht eine wunderschöne Haut?!“
Er hatte die Schlange direkt unterhalb des Kopfes gegriffen und strich ihr mit dem Zeigefinger der anderen Hand liebevoll gleich darunter über den Körper.


 Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Ein bisschen unheimlich ...

„Wer will mal fühlen?“, fragte der Mann, „du vielleicht?“ Er machte einen Schritt auf Hannah zu und hielt ihr das Vieh entgegen. "Ich?!!" Sie sprang zurück."N-n-nein. Lieber nicht."

Der Dompteur wandte sich ab und hielt das Untier Hannahs Mitschüler Manfred entgegen. Der streichelte es vorsichtig mit zwei Fingern.

"Darf ich sie auch einmal um den Hals legen?", fragte Gabi das frechste Mädchen der Klasse.

Der Dompteur lachte. "Das würde ich dir nicht empfehlen. Ich glaube, sie ist ein bisschen schwer für deinen kleinen Hals."
Der Mann und die schöne Frau im Silberkleid, die er bei sich hatte, zeigten noch ein paar kleine Tiere, die in Käfigen saßen und nun herausgenommen wurden: einen sprechenden Papagei und ein paar Mäuse. Die durfte man blöderweise nicht streicheln. Dann räumten sie alles zusammen, winkten noch einmal in die Runde und verschwanden.

Den ganzen Heimweg über ärgerte Hannah sich über sich selbst. Warum hatte sie die Schlange nicht angefasst, als es noch gegangen wäre? Sie hatte noch niemals eine lebendige Schlange gesehen und nun war sie ganz nah gewesen und sie hätte sie sogar streicheln können. „Du bist wirklich eine Bangebüx“, sagte Rosa und streute Salz in die Wunde.  „Ein kleiner Feigling bist du. Schlangenhaut fühlt sich nämlich ganz wunderbar an. Tja, verpasst.“
Hannah hätte platzen können vor Wut. Die Schlange war weg und nun war auch noch Rosa ungerecht. Ich bin gar nicht immer ein Feigling, dachte sie. Neulich erst war sie doch nach der Schule bis zum Kino gegangen, obwohl sie das gar nicht durfte, um sich ganz allein die Plakate mit Winnetou und dessen Schwester Nscho Tschi anzusehen. Die war noch schöner als Christine Kaufmann und Hannah beneidete die Indianerin glühend um ihr aus winzigen Perlen zusammengesetztes Stirnband und das reich bestickte Kleid aus weichem Wildleder, mit Fransen geschmückt. Mit Wonne hätte Hannah ihre wasserblauen Augen gegen Nscho Tschis braune Samtaugen eingetauscht und ihre straßenköterfarbenen Haare gegen die dicken, schwarzen Zöpfe von Winnetous Schwester. Wie gern hätte sie einen Bruder wie ihn gehabt. Ihr Bruder Harald war leider kein bisschen mutig. Er heulte oft und für ihn war es schon eine Großtat, wenn er vom Innenhof aus die Nachbarin aus dem zweiten Stock ans offene Fenster rief, um ihr etwas vorzuturnen, was bedeutete, dass er auf alle viere ging und schwerfällig ein Bein hob. Doch er wusste, was er tat. Bravorufe erklangen und zwei, drei harte, kleine Bonbons, einzeln in Papier gewickelt, landeten auf der Wiese und nur hin und wieder auf Haralds Kopf. Aber von ihr verlangte Rosa, mutig zu sein. Obwohl sie ein Mädchen war.  

Wenige Wochen später nutzte Hannah die Gelegenheit, der kleinen Maus auf ihrer Schulter zu beweisen, dass sie wirklich mutig sein konnte. Ihr Mitschüler Werner, der gewöhnlich einen Teil des Heimweges an ihrer Seite ging, ohne dass sie ihn eingeladen hätte, fand wieder einmal Spaß daran, sie zu ärgern. Sie war müde und wollte ihre Ruhe haben, doch er piesackte und hänselte sie und hörte einfach nicht auf. Plötzlich überkam es sie. Hannah ging auf ihn zu, packte ihn bei den Schultern und schubste ihn so feste, dass er gegen die nicht weit entfernte, raue, graue Hauswand stieß. Brüllend betrachtete Werner gleich darauf die Abschürfung an seinem Oberarm, während Hannah sich über sich selbst wunderte und, noch immer wütend, aber doch seltsam erleichtert, das Weite suchte. Ihre Schritte waren fest, ihr Atem tief. Sie hatte sich endlich gewehrt. Und, was sollte sie sagen, es fühlte sich verdammt gut an ...!


Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Samstag, 12. Juni 2021

Kann ich mein E-Book selbst lektorieren und Kosten sparen?

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Mein erstes "richtiges" E-Book steht kurz vor der Vollendung und am 1. Juli 2021 soll es erscheinen. Bin gerade in der letzten Phase der Überarbeitung. Das ist schon eine Herausforderung an sich. Es folgen aber weitere:

  1. Ich brauche ein richtig gutes Cover.
  2. Ich brauche ein Lektorat, zumindest ein Korrektorat.
  3. Ich muss rein mit dem fertigen E-Book ins Netz.

Fangen wir mal rückwärts an: 

  • Das Einstellen des Buches dürfte mit dem weitgehend automatisch arbeitenden Tool von Papyrus Autor leicht gelingen. Hoffe ich jedenfalls. 
  • Es wird allenthalben empfohlen, für Korrektorat und Lektorat Fachleute einzuspannen. Die aber kosten Geld. Eine Bekannte schrieb mir gerade, sie müssen von ihrer kürzlich erschienenen Autobiografie 3.000 Exemplare verkaufen, um finanziell bei plus/minus null zu sein. Wegen der eingekauften Dienstleistungen. Es heißt, man sehe seine eigenen Fehler einfach nicht. Und da kommt wieder Papyrus ins Spiel. Da gibt es nämlich ein Lektorat mit Bordmitteln.
  • Was das Cover angeht, so bin ich nachher zu einem Spaziergang mit einer Chorschwester verabredet. Die ist Grafikerin. Da werde ich mal locker anfragen. Aber eigentlich möchte ich auch das Cover gern selbst machen. Wozu bin ich kreativ?!
Copyright Sigrid Ruth Stephenson
 

Ich liebe die deutsche Sprache und bilde mir ein, sicher damit umgehen zu können. Andererseits, das Hin und Her mit der Rechtschreibreform hat die Sache nicht leichter gemacht. Ist ja auch nicht immer so ganz logisch. Wenn ich mich also unsicher fühle, gucke ich online im Duden nach. Besser einmal zu viel als einmal zu wenig. Heißt es jetzt zu viel oder zuviel? Da geht's schon los. Ich gehe oft nach Bauchgefühl, aber es soll schon Shitstorms gegeben haben, weil Leser ein Buch wegen eines falsch gesetzten Apostrophs zerrissen haben. Las ich kürzlich. Obwohl ich mir das, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen kann. Leser sind doch nette Menschen. 

Ich habe meinen Bauch also in den letzten Tagen etwas ausführlicher befragt und festgestellt: Ich will das allein schaffen. Wär ja wohl gelacht. Und so habe ich gestern damit begonnen, in meinem Papyrus-Programm die Funktionen Stilanalyse und Lesbarkeitsprüfung zuzuschalten. Das ergibt zusammen eine Art Lektorat. Das Duden-basierte Rechtschreibprogramm läuft ja sowieso schon mit.

Merke: Beim Korrektorat handelt es sich um eine reine Fehlerkorrektur. Beim Lektorat dagegen geht es auch um Logik und um eine mögliche inhaltliche Verbesserung des Textes. Die genannten Funktionen decken also nicht alles ab.

Die Lesbarkeitsprüfung ist dennoch eine coole Sache. In den Farben des Regenbogens verändert sich die über den ganzen Text gelegte Markierung. Je röter, desto blöder. Also: Rote Texte sind schwer lesbar, grüne schon ziemlich gut, blaue gut und violette richtig gut und leicht. Wer mag heute schon noch Texte à la Thomas Mann lesen. Mit seitenlangen Sätzen.

Ich merke, mein Text wird sukzessive besser mit Hilfe dieser Funktionen. Im aktuellen "Selfpublisher", den ich neben der "Federwelt" abonniert habe, gibt es (Heft Juni 2021) einen interessanten Beitrag von Michael Lohmann mit dem Titel "Das eigene Manuskript korrigieren". Der Autor gibt darin Tipps vom Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL). Es geht wohlgemerkt "nur" ums Korrigieren von eindeutigen Fehlern, vor allem Rechtschreibfehlern, nicht um ein komplettes Lektorat. Zwischen den Zeilen wird die Empfehlung recht deutlich: Lassen Sie da lieber einen Fachmann ran. Man kann ja so viel falsch machen. Eh, schreibt man jetzt falsch machen oder falschmachen ...? Es gibt sie also, die Unsicherheiten. Aber von den meisten beispielhaft gezeigten Fehlern bin ich meilenweit entfernt. Bilde ich mir ein. Ist es arrogant zu sagen, dass ich es in der Regel einfach kann? 

Der Tipp von Herrn Lohmann, der mir in dem Artikel am besten gefällt, ist der, mir mein Manuskript vorlesen zu lassen. Dazu soll es leistungsstarke Programme geben, mit deren Hilfe man beispielsweise Wortdoppelungen heraushört und exakt vorgelesen bekommt, ob man wirklich "ihm" geschrieben hat oder aus Versehen nur "im". Kann schnell passieren, so was.

Kurz und gut: Ich arbeite gern - mit der Sprache. Mein Sprachgefühl habe ich mit der Muttermilch eingesogen. Oooops. Räusper. Nun ja. Wer meine Lebensgeschichte liest, wird schnell feststellen, dass dieselbe leider nicht so üppig floss wie gewünscht. Egal. Ich will das jetzt ausprobieren. Selbst ist die Frau. Just for fun. Und mit dem nötigen Ehrgeiz, mit Akribie und Ausdauer.

Und übrigens, ich habe extra noch mal nachgesehen: Zu viel ist richtig. Und falsch machen auch.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth


Erfahrungsbericht: 20 Stationen auf dem Weg zum eigenen E-Book via Kindle

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

"Erzähl doch mal, wie du auf die Idee mit dem Kindle gekommen bist", schrieb eine Blog-Leserin gestern. Mach ich doch gern. Und es wird schnell erzählt sein:

  1. Der Jüngere meiner beiden Söhne, mir technisch stets weit voraus, legte sich einen Kindle-E-Book-Reader zu und las von nun an nur noch elektronisch. Ich war skeptisch, aber auch fasziniert. Noch immer las ich lieber Bücher aus Papier, aber die Sache hatte was.
  2. Ich erfuhr, dass man E-Books auch am PC lesen konnte und machte - aus Sparsamkeitsgründen - erst einmal das.
  3. Die Sache wurde mir zu unbequem, besonders auf Reisen. Ich legte mir einen eigenen Reader zu, samt feuerroter Schutzhülle. 
  4. Kostenlose E-Books lockten. Ich lud einen gemeinfreien Text nach dem anderen herunter, nur, um sie dann doch nicht zu lesen.
  5. Ich kaufte erste E-Books. Mein Sohn zeigte mir die elektronische Markierfunktion, denn ich lese selten ohne Stift in der Hand, und ich begann, regelmäßiger zu lesen - bis auch das wieder einschlief.
  6. Stattdessen dachte ich inzwischen übers E-Book-Schreiben nach. Es müsste doch toll sein, sein eigenes Buch einfach hochzuladen und es bald darauf im Worldwide Web finden zu können. Was für ein Gefühl ...!
  7. Ich begann, Texte für die Online-Portale Suite101 und Ratschlag24 zu schreiben und erzielte stolz erste Honorare. Ich meldete mich bei VG Wort an und bekam erste Tantiemen. Vor allem aber lernte ich bei Suite101, wo im Forum ein reger Austausch herrschte, Kollegen und Kolleginnen kennen. Viele davon waren wie ich als Autoren und Autorinnen noch in den Kinderschuhen. Es fanden regional persönliche Treffen statt, sehr nett, bei Wein, Bier und Grillwurst. Das schöne Gefühl, in diesem Kreis absolut richtig zu sein, erfüllte mein Herz. Ich liebe es zu schreiben und es war klar: Das würde wohl nie mehr anders sein.
  8. Ich richtete mir einen Facebook-Account ein und machte viele nette Menschen zu Facebook-Freunden und -Freundinnen, darunter auch etliche KollegInnen der Feder.
  9. Ich bekam mit, wie einige von ihnen erste Bücher veröffentlichten, darunter auch E-Books, und war mitfreudig, aber auch neidisch. Das wollte ich auch ...!
  10. E-Books, bisher hauptsächlich andernorts erfolgreich, gingen allmählich auch in Deutschland durch die Decke. Diejenigen, die den Trend erkannt und rechtzeitig aufgesprungen waren, erzielten nun deutliche Erfolge. Vereinzelt landeten sie in der Amazon-Bestseller-Liste in den Top 100, mitunter sogar auf Platz 1. Meine Bewunderung stieg, mein heimlicher Neid auch.
    Copyright Sigrid Ruth Stephenson  
    Lecker essen mit anderen Freunden und Freundinnen der Feder - was könnte schöner sein ...
 
Weiter geht es mit den zweiten zehn Stationen:
  1. Ich testete eine Demo-Version von Papyrus, des inspirierenden Schreibprogramms für Autoren, begann in einem Anfall klassischer Aufschieberitis mal wieder ein neues Projekt, und bestellte endlich selbst das Programm. Nur um das Test-Projekt doch nicht weiterzuführen.
  2. Ich wurde ärgerlicherweise immer älter. Während ich mir schon mit Mitte vierzig fest vorgenommen hatte, spätestens mit fünfzig mein erstes "richtiges" Buch in den Buchläden vorzufinden, ärgerte ich mich noch immer mit unzähligen neuen Ideen und mit halbgaren Manuskripten herum, die ich nicht zu Ende brachte. Etwa zeitgleich entdeckte ich bei einer kleinen Reise einen dicken Stapel des von Suite101-Kollegin Christiane geschriebenen Krimis. Kreisch!!! Wie und warum schaffte sie, wovon ich meilenweit entfernt war ...?!
  3. Ich fraß weiterhin Schreibratgeber, las die "Federwelt" und besuchte Lehrgänge, um als Schreiberin besser zu werden. Und fühlte mich doch nie gut genug. Scheiß-Zensor der inneren Art auf meiner Schulter! Verzieh dich endlich. Du störst ...!
  4. Ich ließ einen Probeballon los, um das Kindle-Publishing-Programm auszuprobieren, und veröffentlichte unter Pseudonym als mein erstes und bisher einziges E-Book eine Erzählung mit erotischem Inhalt und selbstgemachtem Cover, das ich durchaus ansprechend fand, auch ohne nackte Tatsachen. Der Erfolg blieb aus. Fand man das Book nicht, interessierte es nicht oder war einfach niemand bereit, gut einen Euro für wenige, doch wirklich gute Seiten zu bezahlen? Vermutlich werde ich es nie erfahren. Aber immerhin, die Technik hatte ich ausprobiert und es war einfacher gegangen als gedacht.
  5. Per Mail wurde ich auf eine neue Papyrus-Version hingewiesen, für die es eine Demo gab. Die lud ich herunter. Aber womit sollte ich sie ausprobieren? Die Idee kam spontan: Ich fang jetzt ernsthaft mit meiner Autobiografie an, als Pap-Datei. Gesagt, getan. Die neue Version hatte hilfreiche Elemente, auf die ich künftig nicht mehr verzichten wollte. Ich kaufte das Upgrade. Und zu meinem eigenen Erstaunen arbeitete ich damit konsequent weiter an meiner Biografie. Das ist jetzt ungefähr drei Jahre her.
  6. Anno 2020. Corona brach über uns alle herein. Eine Katastrophe. Und eine Chance. Ich war viel allein und hatte, zumal im Herbst 2020 mein Renteneintritt neue Maßstäbe setzte, reichlich Zeit. Ich arbeitete hart, aber mit Freude. Die Biografie wurde dick und dicker. Erste Gedanken an eine Veröffentlichung machten sich breit. Aber wie? Im Verlag oder als E-Book?
  7. Ich abonnierte Kindle Unlimited, um bei überschaubaren Ausgaben möglichst viele Bücher anderer AutorInnen anzulesen. Konkurrenzanalyse nennt man so was ein wenig uncharmant. Ich las und bewunderte, stellte aber zugleich fest: Das kann ich auch.
  8. Anno 2021. Noch immer lebe ich coronabedingt sehr zurückgezogen. Doch seit gut sechs Wochen betreibe ich diesen Blog und und poste reichlich Auszüge aus meiner Story. Erstmalig wage ich mich mit meinen Lebenserinnerungen an eine breite Öffentlichkeit. Ermutigende Rückmeldungen kamen, was mich enorm motiviert. Wenn da bloß nicht immer noch dieser blöde Zensor in mein Ohr geflüstert hätte: "Lass es lieber. Das wird ja doch nichts." Ich beschloss, ihm den Schnabel zu stutzen, und legte kurzerhand einen Erscheinungstermin für Band 1 meiner Lebenserinnerungen fest: den 1. Juli 2021. Schreck lass nach, das sind ja nur noch zweieinhalb Wochen! Noch liegt einiges an Überarbeitung vor mir. Ob ich Nachtschichten einlegen muss? - Aber ich schaff das. Ich muss. Denn: Ja, ich will ...! 
  9. Ich sah und sehe mir bei You Tube einschlägige Tutorials an und lud per Kindle Unlimited ein E-Book zum Thema Blogoptimierung herunter. In all dem finden sich viele hilfreiche Ansätze, die ich längst noch nicht komplett umgesetzt habe. Keine Zeit! Muss gerade so viel an meinem ersten "richtigen" E-Book arbeiten, das ich natürlich mit Papyrus-Hilfe in ein E-Book verwandeln werde. Ziemlich einfach - indem man im Symbolleisten-Set auf "Schriftstellerei" klickt, denn dann erscheint ein "e" als Symbol für die fast automatische E-Book-Erzeugung. Für mich steht längst fest: Ich mache das erst einmal nicht über einen Printverlag. Immerhin bin ich inzwischen 66. Und auch wenn mir die Zahl irgendwie gefällt, Verlage wollen eher junge AutorInnen, bei denen es sich noch lohnt, in sie zu investieren. Bei denen zu erwarten ist, dass sie, Erfolg vorausgesetzt, von nun an jedes Jahr ein neues Buch herausbringen und Gewinne hereinbringen.
  10. Last but not least: Yes I can. Selber. Ich bin längst wildentschlossen, es als Selfpublisherin zu versuchen. Ich war schon immer gern meine eigene Herrin. Mir liegt das. Außerdem, Erfolg vorausgesetzt, kann ich damit deutlich besser verdienen. 
Na ja, ganz so kurz ist der Bericht ja dann doch nicht geworden. Aber jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss wirklich weiterarbeiten. Mein E-Book wartet ...! 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth


Die Hannah-Trilogie wird fortgesetzt - Hannah & der kleine Camper Oddi

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! Die Zeit bleibt nicht stehen. - Es gibt Neues von Hannah. Noch immer ist sie mit Gabriel zusa...