Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Ich habe es ehrlich versucht. Diese verdammte Deadline einzuhalten, die ich mir selbst gesetzt hatte in einem Anfall von Wahnsinn. Um mich selbst zu überlisten. Und ich habe alles gegeben, wozu ich mich mit meinen 66 Lenzen in der Lage sah. Viel Adrenalin, vergleichsweise wenig Schlaf. Ich war ganz gut im Zeitplan, schrieb Band I der Hannah-Trilogie zu Ende und begann frohen Mutes, Korrektur zu lesen. Und da fing der Ärger an. Es dauert(e) deutlich länger als erwartet. Was an meiner mangelnden Erfahrung mit solch umfangreichen Texten liegt, die auf ihre Endfassung warten, und an meinem Perfektionismus. Den habe ich nicht in jedem Bereich, aber beim Schreiben, da soll die Sache schon rund sein. Nicht ganz perfekt, okay, aber fast. Zumindest habe ich den Ehrgeiz, schreibtechnisch und stilistisch alles zu berücksichtigen, was ich weiß.
Gestern Abend nun wollte ich mit dem Korrekturlesen fertig sein. War ich aber nicht, als mein Liebster seine Ansprüche anmeldete. Er wollte endlich mal wieder einen netten Abend mit mir haben, ab 21 Uhr. Als ich danach versuchte, einzuschlafen, gelang das nicht. Blick auf den Mond. Zunehmend, aber kein Vollmond. Daran konnte es nicht liegen. Blick in mich hinein. Oh weh! Sorgen! Hatte ich die Figuren genügend verfremdet? Sind manche Begebenheiten, die ich in die romanhafte Schilderung meines Lebens eingebaut habe, nicht vielleicht doch zu sensibel und zu intim? Werde ich das ewig bereuen? Soll ich unter Realnamen veröffentlichen oder doch lieber unter Pseudonym, auch wenn das ja jetzt nur noch ein offenes sein kann?
Der Schlaf stellte sich dann heute früh gegen 4 Uhr ein. Draußen war es bereits wieder hell geworden. Ich schlief endlich ein, nachdem ich einen Entschluss gefasst hatte: Ich würde die Deadline, den selbst gewählten "Abgabeschluss", nicht einhalten, sondern um rund eine Woche nach hinten verschieben. So viel Stress tut mir einfach nicht gut und meine Geschichte soll geschliffen sein und mich selbst zu 99,9 Prozent überzeugen, wenn ich sie freigebe. Also gibt es, sorry, einen aktualisierten Erscheinungstermin, den
7. 7. 21.
Das gibt mir ein wenig mehr Luft zum Atmen. Was gut ist, denn gerade fühle ich mich reichlich gerädert. Ich brauche in den kommenden Tagen nicht mehr pausenlos zu arbeiten und kann mehr auf mich achten. Gestern Abend habe ich eineinhalb Liter Wasser getrunken, weil mir auf einmal auffiel, dass ich den Tag über kaum getrunken hatte. So was kann nicht gut sein. Aber die Sieben gilt als heilige Zahl. Die Drei halte ich für meine Glückszahl. 3 x 7 = 21. Also kann der 7. Juli 2021 ja eigentlich nur ein Glückstag sein, gell?
Als kleinen Ausgleich für die verspätete Lieferung und als Dank für eure Geduld bekommt ihr nun doch noch einen Textauszug vorab. Das Thema ist vielen Frau bekannt: Her mit der nächsten Hungerkur. Viel Spaß beim Lesen!
Copyright: Sigrid Ruth Stephenson
Ein Obsttag? Nur eine Möglichkeit von vielen, um endlich dünner zu werden ...
Schön für den Einen
Je mehr Aussteuer sie ansammelte, desto klarer wurde es Hannah, wie sehr sie sich inzwischen einen Mann wünschte. Einen, der es wert wäre. Sie würde sich anstrengen müssen, um ihn zu finden und um schön genug für ihn zu sein. Hannah tat, was sie konnte. Sie versorgte ihre schulterlangen Haare mit hundert Bürstenstrichen täglich, um sie zum Glänzen zu bringen. Sie zupfte sich sorgfältig die Augenbrauen, bearbeitete ihre Haut mit einer Massagebürste, bis sie rosig schimmerte, schminkte sich mit Lidschatten, Mascara und Lippenstift und lackierte sich Fuß- und Fingernägel im jeweils passenden Farbton. All das gelang leicht. Was wirklich hart war, das war der Kampf um ihre Figur. Auf keinen Fall wollte sie einmal so dick werden wie ihre Mutter.
Mutti war peinlicherweise schon stolz, wenn sie ein passendes Kleid in Größe fünfzig statt in Größe zweiundfünfzig fand. Sie machte ihre Witzchen über ihre Pfunde und setzte auf die angeblichen Segnungen pflanzlicher Abführmittel, mit deren Hilfe man morgens leicht ein Kilo weniger auf der Waage haben könne. Und weil das nicht reichte, machte sie eben eine Diät nach der nächsten und forderte Hannah zum Mittun auf. Nur ungern dachte Hannah an die erste Hungerkur zurück, die sie zusammen mit ihr durchgestanden hatte. Da war sie dreizehn gewesen.
Hannah hatte hasste es, mit knurrendem Magen einschlafen zu müssen, und Omas Spruch, Wer schön sein will, muss leiden, ärgerte sie eher, als dass er ihr half. Doch die Erbmasse trug dazu bei, dass überflüssige Pfunde allzu leicht an Hannah haften blieben und weitere Diäten schienen die einzige Lösung zu sein. Der Erfolg war jeweils nur vorübergehend. Hannah aß tagelang rohes Sauerkraut, ernährte sich nur von hartgekochten Eiern und Grapefruit und probierte so ziemlich jede neue Diät aus, von der sie hörte. Sie träumte in der Nacht von Sahnetorten und anderen Sünden und wachte morgens schweißgebadet auf. Nach jeder Diät nahm sie mindestens die Hälfte des Abgenommenen wieder zu. Sie hielt nie wirklich lange durch, doch immerhin kämpfte sie lange und häufig genug, um in Größe achtunddreißig zu passen. Bärbel trug sechsunddreißig. Bärbel hatte Erfolg bei Jungs. Sollte sie sich da etwa mit einer Vierzig oder Zweiundvierzig durchs Leben schlagen, wenn sie den Richtigen abbekommen wollte? Kam ja gar nicht in Frage ...!
...
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
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