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Montag, 21. Juni 2021

Hannahs Geschichte - Ehebett statt Zölibat

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Heute mal ohne große Vorrede - ich brauche gerade sehr viel Zeit für die Überarbeitung des geplanten E-Books - ein neuer Auszug aus Hannahs Geschichte. Wir schreiben das Jahr 1973. Hannah ist fast achtzehn. Da macht Gerald, mit dem sie nun seit fast zwei Jahren zusammen ist und der entschiedener als je ist, dass seine ehemaligen Berufspläne als katholischer Priester, völlig danebengelegen hatten, Pläne. Pläne, die ihr Angst machen.


Wir könnten dann vielleicht unten ...


Gerald schien an ihrer Liebe keine Zweifel zu haben. Während Hannah zu ihrem eigenen Entsetzen allmählich begann, ihn ein wenig langweilig zu finden, hätten für ihn aus den Freundschaftsringen bald schon Verlobungsringe werden können. Er schien überzeugt zu sein, in ihr das Mädchen gefunden zu haben, das er liebte und heiraten wollte. Er schmiedete Pläne für sie beide und dann kam der Tag im Mai, an dem er ihr erzählte, er habe ernstlich mit seinen Eltern gesprochen. Sie seien bereit, in wenigen Jahren in die erste Etage zu ziehen. "Wir könnten vielleicht dann hier unten wohnen. In zwei Jahren vielleicht. Dann bin ich immerhin schon fünfundzwanzig. Wir hätten dann das Wohnzimmer, Esszimmer, Küche und  Toilette für uns", sagte er und klang stolz und voller Zuversicht. "Wir könnten sie zum Bad ausbauen, wenn wir die Diele verkleinern. Nun gut, sie ist eh nicht groß, aber das würde irgendwie gehen. Wir könnten uns hier ein kuscheliges gemeinsames Nest bauen. Wenn du nur willst ..." Hannah lächelte vage. Das kleine Haus, das Gerald eines Tages erben sollte, gefiel ihr. Die Lage in der stillen Straße, nicht weit entfernt vom Wald, der alte, eingewachsene, kleine Garten mit den herrlichen Pfingstrosen und dem kleinen Teich - all das war schön. Gerald sah sie aufmerksam an,  mit erwartungsvollem Blick. "Sie sind sogar bereit, sich einen Sitzplatz im hinteren Teil des Gartens zurechtmachen. Die Terrasse hier unten hätten wir dann für uns." Hannah stellte sich vor, wie schön es sein müsste, an einem so milden Maitag wie gerade die Terrassentür zu öffnen, die von der Küche aus hinausführte und draußen in der Morgensonne zu frühstücken. Im eigenen Garten, während sie bei ihren Eltern schon froh sein musste, nun wenigstens einen Balkon zu haben. Aber mit Gerald? Für immer? War sie mit ihren knapp achtzehn Jahren nicht viel zu jung für solche Pläne?
Gerald war aufgestanden, holte Karopapier, Schere und Bleistift und setzte sich wieder an den Esstisch seines Elternhauses. "Die Maße habe ich gestern schon genommen. Guck  mal, hier ist der Plan. Jetzt schneiden wir nur noch die Möbel aus und dann können wir hin- und herschieben. Was meinst du?"  

Hannah nickte. "Ich schau dir zu", sagte sie und beobachtete nachdenklich, wie er wenig später mit vor Begeisterung blitzenden Augen die aus Karopapier ausgeschnittenen Möbel rangierte. "Kaum zu glauben, dass du vor ein paar Jahren noch Priester werden wolltest", sagte sie. "Du wirkst jetzt eher wie der geborene Ehemann." Gerald lachte und erläuterte ihr, was er vor hatte. Das Esszimmer gedachte er zum Wohnzimmer umzugestalten. Sie sah, wie er den Kleiderschrank neben das Doppelbett quetschte. „Auf welcher Seite würdest du gern schlafen wollen?“ 

                                                                                                    Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

                                                                           Der Traum vom eigenen Garten


Hannah schluckte. Ach du meine Güte! Das klang ja so schrecklich erwachsen, so konkret! Die Idee, sich tatsächlich fest an einen Menschen zu binden und dann auch noch die Schwiegereltern über sich zu wissen, verunsicherte sie. Die Anwesenheit des so oft ungehaltenen, kranken Schwiegervaters vielleicht noch immer im Wohnzimmer zu spüren, wo er in seinem Sessel residiert hatte, dem Wohnzimmer, das dann ihr Schlafzimmer sein würde, erschien ihr wie Himmel und Hölle zugleich. In Gerald Armen einzuschlafen, ja, das müsste wunderschön sein. Ihn als ihren Mann an ihrer Seite zu wissen, als Mann, der für sie da sein würde, wenn sie ihn brauchte, ließ ihr Herz dahinschmelzen. Gerald war so liebenswert. Er hatte so viele gute Eigenschaften. Doch die Vorstellung von einem ganzen gemeinsamen Leben, das ihr in diesem Moment, in der Ernsthaftigkeit dieser Planung, so erschreckend berechenbar und langweilig erschien, schnürte ihr den Hals zu. "Ich glaube, ich muss jetzt nach Hause", sagte sie, "es ist schon spät - fährst du mich heim?"

"Natürlich, Schatz. Du siehst müde aus." Er griff nach der grauen Mappe, die in Griffweite gelegen hatte, und schob Pläne und Papiermöbel hinein. "Das nimmst du mit, dann kannst du zu Hause noch ein bisschen probieren. Und es vielleicht deinen Eltern zeigen." Er küsste sie auf den Mund. "Du ahnst ja gar nicht, wie sehr ich mich freue ...!"

...

Ich überarbeite dann mal weiter mein E-Book. Keine Zeit mehr für Aufschieberitis. Puh, wer hätte gedacht, dass das sooo viel Zeit frisst. Aber es soll ja auch nicht irgendein Buch werden. Das wird ein Herzblut-Buch und das soll man spüren können.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

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