Finde hier jede Menge lebendiger Inspiration und Tipps, um deine Lebenserinnerungen, deine eigene Biografie zu schreiben und in Form zu bringen! Geschrieben von einem Kind der Fünfziger Jahre, geboren im Kohlenpott. Gedacht FÜR DICH!

Donnerstag, 10. Juni 2021

Schreiben und Reden: Monologe und Dialoge in der Autobiografie

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Bloß nicht monoton schreiben! Du kennst ja das 1. Gebot für Autoren: Du sollst nicht langweilen! Im wahren Leben sind Monologe oft sehr ermüdend und ärgerlich. In der Literatur können sie lesenswert sein, wenn der Schriftsteller, der sie verfasst hat, ein Meister seines Fachs ist und wirklich etwas zu sagen hat. In der Autobiografie solltet ihr Dialoge verwenden, um euren Text lebendig zu machen und eure Leserinnen und Leser bestmöglich zu unterhalten. Monologe sind dann wichtig, wenn sie uns als innere Monologe in die Gedankenwelt des Protagonisten führen.

Als Anfängerin habe ich übrigens noch gedacht, ich müsste bei der wörtlichen Rede variieren und es nicht bei "sagte sie" und "fragte sie" belassen. Das sehe ich inzwischen anders, nicht zuletzt nach Studium diverses Schreibratgeber. Natürlich kann die Heldin auch einmal etwas flüstern oder schreien, hervorpressen oder behaupten. Aber sie muss jetzt nicht abwechselnd wispern, lallen, säuseln, vortragen, referieren, brummeln, murmeln, nuscheln oder deklamieren. Nicht brabbeln, lästern oder hauchen, dozieren, stammeln, stottern, labern oder gar geifern. Nur, um das ständige sagte oder fragte sie zu umgehen. Solche Verben können wunderbar passen, aber alles mit Maß und Ziel. Sonst wirkt es künstlich und geschraubt.

Ein Problem habe ich mit dem oft gelesenen "meinte er" oder "meinte sie". Meinen ist ein innerer Vorgang, sagen ein äußerer. Nur was gesagt wird, kann man hören. By the way: Das erinnert mich an das ebenfalls gern verwendete "Ihre Augen trafen sich". Aua! Das tut doch weh ...! Blicke dagegen dürfen sich gern treffen.

Zu einem guten Dialog gehören Konflikte, es sei denn, man beschreibt gerade eine romantische Liebesszene in der Anfangszeit eines Paares. Und oft gehört ein Subtext dazu, der das zeigt und spüren lässt, was nicht mit Worten gesagt wird. Aber das ist ein anderes Thema. 

Es gibt schnelle Dialoge, die wie ein Ping-Pong-Spiel hin und her gehen und bei denen man gar nicht mehr erklären muss, wer gerade spricht. Es gibt gemächlichere Gespräche, in denen die wörtliche Rede in einen erzählenden Text eingebettet ist.

Copyright Sigrid Ruth Stephenson

Ein Dialog ist streng genommen ein Gespräch zu zweit. Und da gibt es so viele Möglichkeiten ...


Zum Schluss noch ein Beispieltext mit Dialog aus Hannahs Geschichte:

Allein der Gedanke, eine Wahrheit zu hören, die sie eigentlich gar nicht wissen wollte, machte Hannah Unbehagen. Aber sie musste einfach fragen. Obwohl Mutti ja die Unwahrheit gesagt hatte, als Dr. Birkner mit der Spritze kam, wollte, ja musste sie ihr weiterhin glauben. Die himmlischen Wesen, an deren Existenz sie plötzlich zweifelte, waren ihr viel zu nah, vertraut und wichtig, als dass sie es ausgehalten hätte, ihre Unsicherheit für sich zu behalten.

"Du, Mutti ..." Hannah fragte geradeheraus. Mutti wich aus. Bald darauf fragte Hannah wieder.
„Natürlich gibt es das Christkind!“, sagte Mutti. Sie wurde ein bisschen rot und ein bisschen laut dabei. 

Ein paar Tage später nahm sie Hannah beiseite, während Iris und Harald gerade mit den Legosteinen spielten und sich um die Dachsteine und Fenster stritten, von denen nicht genug da waren. Ob das Christkind neue bringen würde?
„Also Hannah“, sagte sie, „ich glaube, du bist jetzt doch schon groß genug, um es zu erfahren. Es ist nämlich so: Das Christkind gibt es in Wirklichkeit nicht. Die Eltern kaufen die Geschenke ein. Und den Weihnachtsbaum auch.“ Und schon war es heraus.
Hannah starrte Mutti an. Obwohl sie es ja längst geahnt hatte, hätte sie sich gern nachträglich die Ohren zugehalten.
„Und was ist mit dem Osterhasen?“, fragte sie weinerlich.
„Den gibt es auch nicht.“
„Und den Nikolaus?!“ Sie ahnte die Antwort schon und sah doch entsetzt, wie Mutti stumm den Kopf schüttelte. "Aber sag deinen Geschwistern nichts davon. Die glauben noch dran."
Hannah war tief enttäuscht. Sie konnte nicht sagen, was schlimmer war: die Tatsache, dass Mutti und Papa sie schon wieder belogen hatten, oder die, dass es all diese wunderbaren Wesen, die sie so glücklich gemacht hatten, einfach nicht gab. Gerade noch waren sie ganz nah an ihrer Seite gewesen, und nun? Weg. Für immer. 

Irgendwann um diese Zeit muss Hannahs Kindheit wohl zu Ende gegangen sein.

Ihr seht, in diesem kurzen Dialog wird einfach gesagt und gefragt. Fertig. Und dennoch ist einfach alles, ... eh, gesagt. ;-) 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Hannah-Trilogie wird fortgesetzt - Hannah & der kleine Camper Oddi

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! Die Zeit bleibt nicht stehen. - Es gibt Neues von Hannah. Noch immer ist sie mit Gabriel zusa...