Finde hier jede Menge lebendiger Inspiration und Tipps, um deine Lebenserinnerungen, deine eigene Biografie zu schreiben und in Form zu bringen! Geschrieben von einem Kind der Fünfziger Jahre, geboren im Kohlenpott. Gedacht FÜR DICH!

Sonntag, 30. Mai 2021

Schreibblockaden loswerden, Schweinehund rauswerfen, Autobiografie schreiben

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

 Wenn du gern schreibst, wirst du das hier kennen:

  1. Du hast eine Idee, die du spontan einfach toll findest.
  2. Du schläfst darüber, findest sie immer noch super und ersinnst ein Projekt.
  3. Du beginnst begeistert zu schreiben und es fließt nur so aus dir heraus. Du bist wie im Fieber. Du vergisst Hunger und Durst und hörst kaum noch, wenn jemand dich anspricht.
  4. Mit jedem Satz rückst du der Überzeugung näher: Wow! Dieses Mal wird das was ...!
  5. Du schreibst weiter, fühlst dich allmählich aber etwas angestrengt.
  6. Du erwischst dich dabei, dass du müde wirst, ein wenig schwächelst. Hier und da scheinen andere Aufgaben wichtiger zu sein und plötzlich ist jede Ablenkung willkommen.
  7. Du beschließt: Heute schreibe ich mal nicht. Das kann ich mir schon leisten. Habe ja schon so und so viele Seiten geschafft ...
  8. Aus dem einen Tag Pause ist unmerklich eine ganze Woche geworden.
  9. Du denkst: Jetzt müsste ich aber wirklich mal wieder ran, doch du kannst dich nicht überwinden und wenn doch, dann will es einfach nicht wieder fließen wie erwünscht und gewohnt. Dieser herrliche Flow bleibt einfach weg. Mist ...!
  10. Du stellst das ganze Projekt in Frage.
  11. Du versuchst, dich zu zwingen und diesen blöden Schweinehund jetzt schleunigst zurück in seine Hütte zu treiben und ihm einen Maulkorb zu verpassen.
  12. Das blöde Vieh bellt trotzdem weiter, wenn auch ein wenig heiser, und stört deine Konzentration. Ausgerechnet dann, wenn du gerade wieder einmal versuchst, die alte Begeisterung wiederzufinden.
  13. Und dann sitzt du auf einmal vor deinem Laptop, starrst auf den Bildschirm und es kommt kein einziges Wort aus dir heraus. Du hast das Gefühl, nie wieder schreiben zu können. Du glaubst, völlig unbegabt zu sein. Du könntest heulen, aber selbst dazu fühlst du dich zu leer ...

 Na, da ist sie ja wieder, die altbekannte Schreibblockade ...! Und nun? 


                             Wenn ein Hindernis wie ein Berg vor einem aufragt ... Nur nicht kirre machen lassen ...!

Mach dich locker. Entspann dich. Schenk der Mauer in dir ein Lächeln. Mit Gewalt geht da gar nix. Gönn dir eine bewusste(!) Auszeit vom Schreiben. Putz die Fenster oder die Schuhe der ganzen Familie und pfeif ein paar Liedchen dabei. Ja, ich weiß, das sind ja gerade die bekannten Ablenkungsstrategien, die dich vom Schreiben abhalten wollen. Aber dieses Mal tust du es ja bewusst - und zeitlich begrenzt. Mach ein bisschen Sport, einen Spaziergang. Nimm ein Bad. Hefte Papiere ab, lies ein Buch, zupfe Unkraut. Meditiere. Tu, was immer dir gut tut, einen Tag lang. 

Am nächsten Tag stellst du deinen Handywecker und schreibst fünf Minuten lang: "Mir fällt nix ein, mir fällt nix ein, mir ..." Huch! Dir fällt doch was ein, vielleicht schon nach vier Minuten? Bestens! Wenn nicht, setz dich vor den leeren Bildschirm, mit Wecker, eine Viertelstunde lang und verbiete dir, auch nur ein einziges Wort zu schreiben. Wetten, dass du plötzlich tausend Ideen hast. Versuche, es auszuhalten, bis die fünfzehn Minuten um sind, und genieße das neu aufglimmende Feuer in dir.

Denk dran, es ist nur eine Schreibblockade. Sie besteht aus vielen kleinen Steinchen, die sich unmerklich aufgebaut haben. Man kann sie abbauen. Entspann dich. Glaub an dich selbst. Erlaube dir die Idee, auch ohne Schreiben ein glückliches Leben führen zu können. Für wen willst du überhaupt schreiben? Für dich oder für andere? Wenn du es dür dich willst: Erinnere dich daran, was dir so gut gefallen hat an deiner ursprünglichen Idee. Findest du sie immer noch gut? Wenn nicht, ersinne eine neue. Dann hatte die Blockade den Sinn, dich mit der Nase darauf zu stoßen, dass der Einfall eben doch nicht so dolle war. Findest du dein Projekt immer noch gut, fang locker wieder an. Regelmäßige Schreibzeiten, die gern ein definiertes Ende haben dürfen, helfen sehr beim Einstieg. Lies  zu Beginn die letzte halbe Seite dessen, was du am Vortag geschrieben hast. Oft wird davon abgeraten, dabei zu korrigieren. Zumindest für Schreibanfänger halte ich diesen Rat für gut und ausgesprochen richtig. Du wirst sonst nie zufrieden sein und kommst einfach nicht weiter. Produziere erst einmal, ungeniert und unzensiert und voller Schaffensfreude. Schaffe den Marmorblock, aus dem du später eine wunderbare Skulptur herausschlagen wirst: dein Buch.

All das, was du gerade gelesen hast, gilt natürlich für jeden Text. Die TeilnehmerInnen meiner Schreibwerkstätten können ein Liedchen davon singen, so oft habe ich ihnen Vergleichbares erzählt. Es gilt auch für dein Herzensprojekt, deine Autobiografie. Es gibt schicksalhafte Gründe, warum du sie schreiben willst. Du hast naturgegeben reichlich Stoff dafür. Dein ganzes bisheriges Leben liegt hinter dir - dir dürfte also immer etwas einfallen. Ein wenig schwierig kann es zunächst sein, den roten Faden zu entdecken, eine Auswahl zu treffen. Aber das ist eine andere Geschichte. Und um mit dem herrlich sympathischen Bömmel aus meinem Lieblingsfilm, der "Feuerzangenbowle", zu sprechen: "Das kriegen mer später ...!"   

Und etwas später geht es auch mit Hannahs Geschichte weiter, versprochen. Habe nur gerade mal wieder über dem Schreiben Essen und Trinken vergessen. Übrigens, was da knurrt, ist mein Magen, nicht der Schweinehund ...!

Bis bald sagt Eure

Sigrid Ruth

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Hannah-Trilogie wird fortgesetzt - Hannah & der kleine Camper Oddi

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! Die Zeit bleibt nicht stehen. - Es gibt Neues von Hannah. Noch immer ist sie mit Gabriel zusa...