Finde hier jede Menge lebendiger Inspiration und Tipps, um deine Lebenserinnerungen, deine eigene Biografie zu schreiben und in Form zu bringen! Geschrieben von einem Kind der Fünfziger Jahre, geboren im Kohlenpott. Gedacht FÜR DICH!

Freitag, 30. April 2021

Born fifty-fife im Kohlenpott oder: Mädchen sowieso?

                                                                    Born 55 - and still alive ...


 
Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Es war im Frühling 1955, als der Storch über dem Werdener Krankenhaus ein kleines, lockiges Mädchen mit großen Kulleraugen verlor. In Essen, mittenmang im Kohlenpott. Seine Eltern nannten das Mädchen Sigrid Ruth und sie liebten es sehr. Es wurde größer und wollte unbedingt ganz viel lesen und lernen, doch statt zu studieren, sollte es heiraten. Dieses Mädchen, das bin ich.

Solange ich denken kann, liebe ich Geschichten. In der Stadtbibliothek hätte ich am liebsten übernachtet. Ich las und träumte, ich träumte und las. Mit etwa zehn Jahren begann ich, meiner fünf Jahre jüngeren Schwester Iris selbst ausgedachte Geschichten zu erzählen. Der Protagonist war kuschelig und hieß Teddy Braun. Braun war sein Fell, Braun war unser Familienname. Das Wort Protagonist war mir damals natürlich völlig unbekannt, aber das Honorar stimmte. Iris, ganz heiß auf meine Stegreif-Geschichten, bezahlte, indem sie mir jeweils fünf Minuten lang den Rücken kraulte, was einfach unbezahlbar war. 

Vermutlich war es Schicksal. Die Geschichten jedenfalls kamen ohne jede Anstrengung aus mir heraus. Das ist gut, dachte ich. Dabei hat der liebe Gott sich bestimmt was gedacht. Auch Fräulein Voss, meine Klassenlehrerin an der Volksschule, schien dieser Meinung zu sein. Sie setzte Sternchen mit roter Tinte in meine Hausaufgabenhefte und verpasste mir gute Noten im Zeugnisheft  in "Mündlicher Ausdruck", "Lesen", "Aufsatz" und "Rechtschreiben". Ich liebte sie für Sternchen und Noten. Ich liebte überhaupt alles, was sie tat. Und ich liebte das Lernen. Vom Lesen ganz zu schweigen.

Das Gymnasium respektive Lyzeum durfte ich, trotz des Fräuleins wärmster Empfehlung, nicht besuchen. Mutti hielt das für unnötig. "Mädchen heiraten sowieso", sagte sie, "Realschule reicht."  SOWIESO? Wieso das denn? Das war ja so ungerecht ...! Aber damals war ich noch ein braves Mädchen. Also ging ich hin. Und bekam  gute Noten - außer in Sport. Ein gestrenger Deutschlehrer namens Binser, der dafür bekannt war, niemals Einsen zu verteilen, machte bei einem meiner Aufsätze eine Ausnahme. Ich platzte beinahe vor Stolz. Und mein Traum, eines Tages ein Buch zu schreiben, nahm ganz zart und heimlich Gestalt an.

Blöderweise war ich zu feige, um mich zur Mitarbeit bei der Schülerzeitung zu melden, doch rund zehn Jahre später sah ich mich gedruckt. In der "WIR". Das war eine Zeitung unter Freunden und Freundinnen, die einmal monatlich erschien und alle Mitstreiter in fotokopierter und mit Heftstreifen und Tesaband zusammengehaltener Fassung erreichte. Rainer, der Initiator und bester alle Ehemänner meiner besten Freundin Bärbel, sorgte dafür, dass bald ein kleines, gemeinsam erarbeitetes Büchlein unter dem Titel "Sonnenaufgang" folgte, zu dem ich zwei Geschichten beisteuern durfte. Bald darauf lag ein Stapel der hellblauen Bände in meiner Schreibtischschublade in der Rechtsabteilung der Ruhrkohle AG. Nicht lange. Ich verhökerte die Exemplare im Rekordtempo an Kolleginnen und Chefs. 

Rainer gründete später einen eigenen Verlag - mit Ruhrgebietsliteratur. In Zusammenarbeit mit ihm erschien "Gut essen in Essen", ein Restaurantführer aus meiner Feder, der wegging wie heiße Pellkartoffeln mit Butter. Mein erstes Buch - ich war ja so stolz ...! Und eine Auflage von 3.000 Exemplaren war ja gar nicht mal sooo übel. 2008 begann ich, im inzwischen dritten Beruf und recht erfolgreich, als freie Journalistin zu arbeiten. Das Buch blieb leider mein einziges, aber das sollte sich ändern, denn:

Seit kurzem bin ich 66, und ich will mehr. Auch Rosamunde Pilcher wurde erst im fortgeschrittenen Alter richtig berühmt. Und die wunderbar leichtfüßig schreibende Jacky Vellguth, ihr Blog "Schriftsteller werden" ist hochinteressant, schaffte als Newcomerin zwölf Romane in nur einem Jahr. Der ideale Zeitpunkt also, meinem schon fast vergessenen Erstling endlich weitere Bücher folgen zu lassen. 

...

Soweit der - inzwischen gekürzte - erste Text zu diesem Blog. Und so sieht es Anfang 2022 aus: 


Seit dem 7. Juli 2021 ist Hannahs Geschichte online. Die Strategie ist aufgegangen. Der Titel von Band 1: Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...! Und Vier- und Fünf-Sterne-Rezensionen zeigen zu meiner Freude, dass die Sache ankommt. :-) Am 28. Dez. 2021 erschien Band 2: Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd ...! Auch hier gute Rezensionen. Nun ist Band 3 in Arbeit. Und immer noch macht mir das Schreiben für euch unendlich viel Spaß!In weiteren Blog-Texten findet ihr viele Auszüge. Und der "Blick ins Buch" bei Amazon bringt noch mehr davon. Viel Spaß beim Stöbern!

Bis bald sagt Eure

Sigrid Ruth



8 Kommentare:

  1. Ich möchte dich ermutigen, nicht nur zu bloggen, sondern ein Buch zu schreiben. Ob der Inhalt autobiografisch ist, Kurzgeschichten enthält oder gar einen Roman umfasst, bleibt natürlich dir überlassen. Suche dir einen Lektor und Korrektor, jemanden, der dir ein passendes Cover gestaltet, und gehe danach damit an die Öffentlichkeit. Dann hast du dir deinen Kindheitstraum erfüllt und findest Ruhe oder die Unruhe, ein weiteres Buch schreiben zu müssen.

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    1. Danke dir sehr für diesen ersten Kommentar zu meinem neuen Blog, liebe Cara. Und ja, natürlich möchte ich, dass ein Buch aus meinen Geschichten wird. Und nach Möglichkeit sollen weitere, eher fiktive (Liebes-)Geschichten folgen. Und da man nie zu alt ist, um zu lernen, hoffe ich hier auf so manchen ermutigenden, aber auch gern kritischen Anstubser. Hab einen schönen Tag ...! :-)

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  2. Ich möchte dich ermutigen, nicht nur zu bloggen, sondern ein Buch zu schreiben. Ob der Inhalt autobiografisch ist, Kurzgeschichten enthält oder gar einen Roman umfasst, bleibt natürlich dir überlassen. Suche dir einen Lektor und Korrektor, jemanden, der dir ein passendes Cover gestaltet, und gehe danach damit an die Öffentlichkeit. Dann hast du dir deinen Kindheitstraum erfüllt und findest Ruhe oder die Unruhe, ein weiteres Buch schreiben zu müssen.

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  3. Klingt gut! Bin selber Baujahr 59, also nicht weit von dir entfernt. Bin gespannt auf die Geschichten von damals, die doch eigentlich gar nicht soooo weit weg sind.

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    1. Gar nicht sooo weit weg, das stimmt, eher wie gestern. Erinnerungen machen zwar zuweilen wehmütig, aber vor allem ist es ein großes Glück, in den Reichtum der eigenen Geschichte einzutauchen. :-)

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  4. Liebe Sigrid, die Idee finde ich großartig! Und bin gespannt, mehr von dir zu lesen. Ich bin 4 Jahre jünger und im ländlichen Niedersachsen aufgewachsen. Mal sehen, inwieweit sich unsere Erlebnisse ähneln. Das mit "Realschule reicht für ein Mädchen" war bei mir genauso...

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  5. Schön, dass Du beginnst, aus Deinem Leben zu erzählen, liebe Sigrid. Bei diesem Beitrag würde ich den ersten Absatz streichen und direkt ins Thema einsteigen. Das Geburtsjahr kann man später immer noch einfügen, aber für dein Verhältnis zum Lesen und Schreiben ist es eher Info-Dump.
    Viel Freude beim Memorieren!
    Rupi

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    1. Danke dir, lieber Rupi. Interessante Sichtweise. Ich dachte, dass gerade der erste Absatz für den Blog wichtig und informativ sei. Aber du hast viel mehr Erfahrung als ich darin, eine erfolgreiche Biografie zu schreiben. Dein "Bücherprinz" ist eine Wucht. Also werde ich jetzt mal gründlich über deine Anmerkung nachdenken. :-)

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