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Donnerstag, 20. Mai 2021

Biografie als E-Book selber schreiben - per Prolog Leser halten

                                                                      Eine Ahnung von dem, was kommt ...

 

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Wer Leser sucht, muss sein Buch veröffentlichen und Aufmerksamkeit erzeugen. Wenn du deine Autobiografie als E-Book publizieren möchtest, bist du frei und nicht an die Bewertung der Verlage gebunden. Das bedeutet: Du kannst dafür sorgen, dass dein Buch in jedem Fall erscheint. Mit viel Eigeninitiative und Social Media wirst du danach versuchen, es bekannt zu machen. Hat dein E-Book tatsächlich erste Leser gefunden, helfen dir deren begeisterte Empfehlungen weiter, deine Biografie weiter zu verbreiten und zu verkaufen. Jeder Daumen hoch ist Gold wert. Aber wie einsteigen, damit Leser und Leserinnen schnell Blut lecken und dran bleiben anstatt sich allzu bald anderen Autoren und deren Werken zuzuwenden? Ein gut gemachter Prolog, der andeutet, in welche Richtung sich das Buch entwickeln wird, ist eine wunderbare Chance, um schon im Vorwort Interesse und Spannung zu erzeugen. 

Hannahs Geschichte beginnt mit ihrer Geburt. Wie sie aufwächst und erzogen wird, ist wichtig, um zu verstehen, wie das Mädchen, das unbedingt heiraten sollte, auf einmal mit sechzig Jahren kurz vor der dritten Scheidung stehen kann. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie völlig allein, auf sich gestellt. Wie kommt sie da bloß wieder raus? - Der Prolog zeigt, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln könnte. Man wird  aufmerksam, befindet sich mit einem Mal in diesem wohligen Zustand gespannter Erwartung, in dem man unbedingt weiterlesen möchte. Und das ist gut so ...!

Prolog
Kürzlich hatte auch in der kleinen Stadt mitten in Schleswig-Holstein endlich eine Bücherzelle Einzug gehalten. Postgelb stand sie da, in einer ruhigen Ecke der Fußgängerzone. Der Eröffnung war Hannah, die Bücher fast mehr als Menschen liebte, ferngeblieben – in ihrer zugegebenermaßen reichlich miserablen Lage war ihr nicht so nach fröhlichen Menschen gewesen. Fast sechzig Jahre alt und verdammt ungewohnt allein zu sein, nahm ihr fast allen Lebensmut. Doch in all ihrem Kummer spürte sie noch ein paar Funken, die sehnsüchtig darauf warteten, neu entzündet zu werden. Dieser nicht klein zu kriegende Überlebenswille und dieses wunderbare Quäntchen Trotz. Bücher waren treue Freunde. Bücher hatten ihr schon so oft weitergeholfen. Und die neue gelbe Zelle war immerhin ein kleiner Lichtblick. 


Hannah ging hin und begann zu stöbern. Meistens gleich in der Früh oder zur Mittagszeit, da war es ruhiger. Sie entdeckte Konsalik und Cecilia Alern, Psychoratgeber und überalterte Reiseliteratur, Science Fiction und Kinderbücher. Alles nichts Besonderes. Doch dann, an einem Freitagmorgen, fand sie einen Schatz. Aufgeregt stand sie da, den soeben ergatterten Sammelband der Wochenschrift für die weibliche Jugend an die Brust gedrückt, überzeugt, dass dieses Buch für sie bestimmt war und nur für sie, geschickt von einem ihr wohlgesonnenen Universum. Weinroter Einband, altdeutsche Schrift, vergilbtes Papier – gesammelte „Mädchenpost“ aus dem Jahr 1923, dem Geburtsjahr ihrer Mutter. Das musste etwas zu bedeuten haben. Sie beschloss, das Fundstück auf dem schnellsten Weg nach Hause zu bringen, um sich hineinzuvertiefen, und während sie ging, sah sie ihre Mutter vor sich, mit den brünett gefärbten Haaren, in denen ein Haarteil erste kahle Stellen kaschierte, dem allzu runden, ein wenig teigigen Gesicht und dem fröhlich-gackernden Lachen, das ihre Leiden Lügen strafte. Eine Welle der altbekannten Hassliebe überspülte Hannah und wie immer bekam sie sofort ein schlechtes Gewissen. Ihre Mutter war schon seit vielen Jahren unter der Erde. Ihr Grab auf dem Essener Ehrenfriedhof war wohl längst eingeebnet worden – Hannah war ewig nicht dort gewesen. Viel zu selten konnte sie voller Liebe an ihre Mutter denken. Immer war da diese Barriere. Doch in diesem Moment, das alte Buch in der Hand, fehlte sie ihr und sie war bereit, für einen Moment zu vergessen, dass es im Grunde ihre Mutter war, der sie es zu verdanken hatte, dass sie wieder einmal einer Scheidung entgegensah. Ihrer dritten. Und alles nur, weil Mutti in ihrer gnadenlos altmodischen Einstellung Fräulein Vogt, Hannahs Grundschullehrerin, gesagt hätte, dass Hannah nun mal ein Mädchen sei und dass sie ... Grrrrhhh! Sie durfte gar nicht daran denken. Es machte sie so wütend. Immer noch und immer mehr ...

Unausgepackte Kisten und ein Gefühl latenter Überforderung empfingen Hannah, als sie die Tür ihrer hübschen Dreizimmerwohnung aufschloss. Sie streifte die Schuhe ab, warf ihre Daunenjacke über die uralte Truhe, die Maltes Mutter ihr geschenkt hatte, goss in der kleinen Küche kochendes Wasser über einen Beutel Yogi-Tee und trug Becher und Buch ins Wohnzimmer. Sie atmete ein paarmal tief ein und aus. Mitten im Chaos sah immerhin dieser Raum bewohnbar aus. Durch große Fensterscheiben fiel das Sonnenlicht aus zwei verschiedenen Himmelsrichtungen herein. Freundinnen hatten ihr geholfen, ihre Bücherschätze in das über Eck gebaute Billy-Regal nebst Aufsätzen einzuräumen, das raumhoch und stramm gefüllt die gesamte Wand hinter ihrem Schreibtisch einnahm. Bücher waren Hannahs Leidenschaft. Schon als Kind hatte sie begonnen, von einer Privatbibliothek zu träumen. Malte, künftiger Exmann Nummer drei, wusste das. In seinem Abschiedsbrief hatte er, großzügig wie immer, versprochen, sie finanziell so weit zu unterstützen, dass sie sich eine ausreichend große Wohnung würde leisten können, für sich und all ihre Bücher. Ach, Malte! Sehnsuchtsvoll sah sie ihn vor sich, mit seinem störrischen, rotblonden Haar und seinen großen, bernsteinfarbenen Augen, seinem Dreitagebart und dem jungenhaften Lachen. Wie sehr sie ihn und ihr altes Leben vermisste ...!
Seufzend ließ Hannah sich in ihren geliebten Lesesessel fallen. Das überaus bequeme Teil war ein Geschenk ihrer Schwiegermutter, die es liebte, anderen Menschen eine Freude zu machen. „Solch ein Sessel ist wunderbar für den Rücken“, hatte sie behauptet, „und für die Nerven. Und ich muss schon sagen, meine liebe Hannah, für deine Nerven solltest du etwas tun ...!“
Wie recht Schwiegermama hatte mit ihren inzwischen neunundachtzig Jahren. Hannah stellte den Tee, Marke „Frauenglück“, in Reichweite, kippte die Lehne des Sessels nach hinten, schlug den Sammelband auf, legte die Füße auf den zum Sessel gehörigen Schemel und begann erwartungsvoll zu blättern. Herrlich! Zum ersten Mal in einem neuen Buch zu lesen, war stets wie ein Rendezvous für sie.
Zehn Minuten später hatte ein Beitrag mit dem Titel „Mädchenträume“ sie gefangen genommen. Eine gewissen Loni Lauxmann-Kinzelmann hatte ihn verfasst. Hannah tippte den Namen in ihr Smartphone ein und fand heraus, dass die Dame erfolgreich Groschenromane verfasst hatte. Romane, wie ihre Mutter sie geliebt hatte. Sie hob den Blick und glaubte mit einem Mal, auf dem blauen Sofa ihr gegenüber, über das sie in akkuraten Abständen Fotos von New York und von der Donau-Kreuzfahrt mit Malte gehängt hatte, ihre Mutter sitzen zu sehen, spürte ihren Blick auf sich ruhen, aus großen Kornblumenaugen, die den ihren so ähnlich waren, mit dieser charakteristischen Mischung aus Humor, Ironie und Traurigkeit. Und dann las sie endlich, was diese Loni vor rund hundert Jahren geschrieben hatte, für junge Mädchen, wie Hannah selbst und ihre Mutter es einst gewesen waren:

„So werden aus Kindern auf einmal junge Mädchen und sie schauen ins Leben, das ihnen so schön und verlockend erscheint, und nehmen ihr ganzes sorgloses Kinderlachen und ihren leichten Kinderschritt und springen in dieses Unbekannte hinein. – Vor ihnen liegt die Zukunft, und die glück- und schönheitsuchenden Herzen bauen sich eine goldene Brücke voll rosenroter Träume, deren Ziel bis in die Sterne reicht. Und diese Sterne, die doch da oben so fest stehen, wollen sie  mit all ihren Träumen herunterholen. Und glauben das so fest, sie könnten das mit ihren zarten Kinderhänden, und wissen nicht, dass das schon so viele nutzlos versucht haben ... Die Jahre gehen, eins nach dem anderen entgleitet den schmalen Mädchenhänden und mit ihnen einer der Träume. –-- Und dann treten sie in die Ehe!! --- nehmen den letzten Rest ihrer Mädchenträume mit und wissen nicht, dass sie die auch hergeben müssen. – Sie weinen vielleicht diesen törichten Träumen noch ein paar Tränen nach, bis – sie erst im Arm ihr Kind halten. – Dann stehen sie auf einmal über all diesen Mädchenträumen und lächeln nur klug und überlegen, wenn sie daran denken. – Können auf einmal so fein mütterlich und frauenmäßig lächeln über alte, törichte Träume, die alle verfliegen über dem hohen Traum der Wahrheit, des Lebens – ihrem Kinde.“

Meine Güte! Mit dieser Einstellung also, die Ehe und Mutterschaft über alles andere erhob, hatte Mutti sie erzogen. Hannah schüttelte unwillig den Kopf. War es da ein Wunder, dass sie noch immer das Gefühl hatte, nicht wirklich erwachsen, stark, unerschütterlich und unabhängig zu sein, mit ihren neunundfünfzig Jahren ...?! Ob auch sie etwa noch immer „törichten Mädchenträumen“ erlegen war? Verdammt Zeit, ihnen auf den Zahn zu fühlen, oder ...?!

Für alle, die jetzt erst in Hannahs Geschichte einsteigen, die hier noch vor dem geplanten Erscheinen als E-Book auszugsweise veröffentlicht wird: Lest hier in aller Kürze, was bisher geschah.

Bis bald sagt Eure

Sigrid Ruth

 

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