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Sonntag, 18. Juli 2021

Erfahrungsbericht: Genuss statt Zeitdruck bei der Überarbeitung des Manuskripts

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

 "Du solltest das Buch aufgeben", riet mir mein allerliebster Lebensabschnittsgefährte.

"Spinnst du?"

"Das kann nicht gesund sein - so ein Stress. Das kostet dich Jahre deines Lebens."

"Nun übertreib aber mal nicht."

So ähnlich klang das kürzlich zwischen uns. Und doch muss ich zugeben: Gesund war das nicht. Ich hatte den Ehrgeiz, die Deadline zum Erscheinen des Buches einzuhalten und ging bis an die Grenzen. Meine Augen schmerzten und ich ging in die Natur, um mit den Augen Grün zu tanken, um möglichst schnell weiterarbeiten zu können. Ich war - vermeintlich - voll konzentriert und vergaß, zu essen und zu trinken. Ich wurde unleidlich und mutete meinem Liebsten so allerhand zu. Mit dem Ergebnis, dass ich bis Mitternacht gearbeitet hatte und es am festgesetzten Tag doch nicht schaffte. So eine Sche...!!!

Morgen eben, dachte ich. Und arbeitete auch diesen Tag noch weitgehend durch, um das Manuskript zu Ende zu überarbeiten und möglichst fehlerfrei hinzubekommen. Da ich selbst schon Bücher lektoriert habe, dachte ich: Das muss doch wohl hinzubekommen sein, dass ich meine eigenen Fehler entdecke. Nach einem zweiten Durchgang - oder war es schon der dritte? - ging das Buch online. 

Aufatmen!!! 

Endlich!

Amazon schaltete das E-Book frei, ich lud mir das Buch auf meinen Reader und begann, es noch einmal komplett zu lesen. Und konnte es nicht fassen: Da waren ja immer noch Fehler! Wie hatte ich sie übersehen können? Zum Glück gab es auch seitenlange Stellen, die offenbar fehlerfrei waren, doch für mich stand bald fest: Sobald wie möglich muss eine zweite Fassung online gehen. Da ich auch mit dem Cover, obwohl es eine Fachfrau machte, nicht recht zufrieden bin, es aber aus Zeitnot so veröffentlicht hatte, wird auch da noch etwas geschehen. Jetzt aber geht es um die bösen Fehlerteufelchen. "Heftiger Mottenkugelgeruch" klangt irgendwie besser als "hefiger". Fehlern wie diesen gehören die Hörner gekappt. Und es geht um meinen Perfektionismus in Sachen Schreiben, denn eigentlich gibt es immer etwas, was man noch besser machen könnte. Und noch besser vielleicht ...?

"Dieses Mal machst du das aber in Ruhe und gründlich", sagte der Liebste, der als Pefektionist weiß, wovon er redet. "Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nun auch nicht mehr an."

"Schon klar", sagte ich und sah mich wieder bei herrlichstem Sonnenschein auf der Liege sitzen und Anmerkungen tippen. Ein Viertel noch, dann bin ich durch und kann alles am PC ins Manuskript übertragen und danach bei Amazon als 2. Ausgabe hochladen. Gut, dass es diese Möglichkeit gibt, sehr gut.

    Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

 Sind eure Erinnerungen noch wie ein geschlossenes Tor, das nur geöffnet zu werden braucht ...?

Zusammenfassend kann ich sagen:

  1. Es war gut, dass ich das Manuskript beendet und das Buch in die Welt gelassen habe. Ich musste mich selbst überlisten, sonst wäre der innere Zensor auf meiner Schulter immer stärker gewesen als ich.
  2. Es war schrecklich für mich, so unter Zeitdruck zu arbeiten, dass ich selbst merkte: Das ist nicht gesund! Schließlich bin ich ja keine zwanzig mehr.
  3. Es macht enorm viel Spaß, sein Manuskript in aller Ruhe zu überarbeiten, genussvoll, im eigenen Tempo.

Meine Schlussfolgerungen:

  1. Ich werde weitere Bücher schreiben, denn das Schreiben macht mich glücklich. Gerade für eine frischgebackene Rentnerin wie mich ist das eine wunderbare Aufgabe.
  2. Ich werde mir wohl im Stillen auch weiterhin eine Deadline setzen, um mich selbst zu motivieren und weil ich SMART-Ziele einfach gut finde. Der Punkt "terminierbar" ist dabei eine entscheidende Komponente. Offiziell aber setze ich mir keine Termine mehr, weil ich so viel Druck nicht mehr möchte. Schreiben soll mir Spaß machen und mich emotional bereichern.
  3. Ich habe sehr viel gelernt in diesen letzten Monaten und werde meine Erkenntnisse mit anderen Erfahrungsberichten abgleichen und sukzessive umsetzen.
  4. Ich gehe davon aus, dass ich die Bände II und III der Hannah-Trilogie wesentlich effektiver werde umsetzen können als Band I.
  5. Es ist sinnvoll, die Texte, die ich am Vortag geschrieben habe, am nächsten Tag vorm Weiterschreiben bereits einmal Korrektur zu lesen. Dann bin ich wieder drin im Geschehen und habe viele Fehler bereits ausgemerzt. 

Denjenigen unter euch, die sich mit dem Gedanken tragen, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben, kann ich nur raten: Tut das unbedingt. Es bereichert. Es entlastet. Es macht Spaß. Sucht euch Hilfe, wenn ihr schreibtechnisch nicht weiterkommt oder Erinnerungen euch zu sehr belasten. Aber schreibt sie: die Geschichte eures Lebens. Sie ist ebenso einzigartig wie die meine und sie ist es, wenn ihr authentisch und detailreich schreibt, sicherlich wert, aufgeschrieben zu werden. Sogar, wenn ihr am Ende eure einzige Leserin, euer einziger Leser wäret. Aber davon ist nicht auszugehen.

Bis bald sagt eure

 Sigrid Ruth  

* Mehr zu Hannah und eine ausführliche kostenlose Leseprobe gibt's  ab sofort bei Amazon. 

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