Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Es ist ein seltsames Ding, die Sache mit der Liebe. Nehmen wir nur einmal meine Oma Paula. Ich liebe sie sehr, obwohl sie schon zehn Jahre vor meiner Geburt starb. Das Einzige, was ich von ihr habe, sind ein paar alte Fotos, die sie und meinen Opa Ernst zeigen, der sich noch vor ihr vom Leben verabschieden musste. Schöne, intelligente, sympathische Menschen alle beide. Von Oma Paula befindet sich ein einziger Brief in meinem Besitz. Sie schrieb ihn nicht allzu lange vor ihrem tragischen Tod. 1945. In den letzten Kriegstagen. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag.
Ich denke, sie und ich, wir hätten uns sehr gut verstanden. Ob es einen Himmel gibt, in dem man einander wiedersieht? Ziemlich unwahrscheinlich, aber ein sehr schöner, tröstlicher Gedanken. Da oben würde ich mir ihr vorstellen und sie umarmen und ihr erzählen, wie gern ich sie mag und wie ich mich freue, sie endlich zu sehen. In Band I meiner Hannah-Trilogie lasse ich Hannahs Mutter von Oma Paula erzählen. Hier ein kurzer Auszug:
Copyright: Sigrid Ruth Stephenson Ich liebe Steine, obwohl sie tot sind. Oma Paula liebe ich mehr, obwohl ich sie niemals sah.
Am nächsten Tag nahm Mutti das Fotoalbum aus dunkelgrünem Leder aus dem Schrank und legte es auf den Küchentisch. Dietmar und Ines waren draußen zum Spielen. Die Sonne schien durch die Fensterscheiben, zwischen den Fleißigen Lieschen und blühenden Kakteen hindurch, auf die hellgrüne Eckbank, die ganz warm wurde unter ihrem Schein. Hannah war nur nach oben gekommen, um etwas zu trinken. Doch nun hielt Mutti sie auf. „Komm mal her zu mir“, sagte sie. „Setz dich da auf die Bank. Ich will dir etwas erzählen, was die Kleinen noch nicht hören sollen.“
Hannah setzte sich. Mutti schlug das Album auf. „Das hier ist deine Oma Paula.“
...
„Es heißt, die Menschen, die Gott am meisten liebt, holt er zuerst“, hatte Mutti gesagt, aber nicht so ausgesehen, als ob sie das trösten würde. Nun sah sie Hannah an, als sähe sie sie zum ersten Mal. „Du siehst meiner Mutter wirklich immer ähnlicher“, sagte sie. „Die gleichen großen Augen, der gleiche Mund.“ Mutti holte tief Luft. „Ich glaube“, sagte sie dann, „du bist jetzt alt genug, dass ich dir die ganze Geschichte erzähle.“
Hannah riss die Augen auf und stellte die Ohren auf Empfang. Der Wasserkessel pfiff. Mutti schnitt ein Alu-Tütchen auf, auf dem Maxwell stand, schüttete die Hälfte des Kaffeepulvers in ihre Tasse, füllte mit kochendem Wasser auf, gab Bärenmarke dazu und zwei Löffel Zucker.
„Es waren schlimme Zeiten damals“, begann sie.
...
Wir mussten in unseren Kleidern schlafen, weil ständig Bombenalarm war.“
...
Die Sirenen riefen uns in den Luftschutzkeller. Sie nahm die Tasche mit dem Stammbuch und dem Schmuck und ich lief mit der zweiten Tasche hinterher. Sie war wirklich nur ein paar Schritte vor mir, in der Diele.“ Mutti holte ihr Taschentuch aus dem Ärmel und putzte sich die Nase. „Und dann war da auf einmal so ein komisches, sirrendes Geräusch, das ich niemals vergessen werde. ...
Gemein, an der spannendsten Stelle aufzuhören, ich weiß. Aber zum Glück ist das Buch ja nur einen Mausclick weit entfernt. Und es liegt ganz bei euch, ob ihr es kaufen möchtet oder einfach nur eintauchen in die kostenlose und ausführliche Leseprobe. :-)
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
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