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Freitag, 16. Juli 2021

Hannah und die Liebe in der Autobiografie

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!

Wir alle sehnen uns nach Liebe. Versuche mit rumänischen Waisenkindern haben schon vor etlichen Jahren gezeigt, dass mit Nahrung und sauberen Windeln versorgte Säuglinge, die satt, sauber und trocken gehalten wurden, sogar starben, wenn ihnen Zuwendung und menschliche Wärme fehlten. Liebe ist mächtig und wirkungsvoll. Liebe ist die Kraft, die alles zusammenhält. Oder es zumindest tun sollte. Als Hannahs Vater mit seiner warmen Tenorstimme "Die Liebe, die Liebe ist eine Himmelsmacht" sang, schmolz Hannahs Mutter dahin.

Auf dem Buchmarkt gelten Krimis und Thriller, aber auch Liebesromane als besonders beliebt. Kaum eine Geschichte, in der Erotik und Liebe nicht vorkommen. Sex and crime sells? Mag sein. Crime kommt in Hannahs Geschichte nicht vor, Erotik ist durchaus ein Thema, aber die Liebe in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen durchzieht als Kernelement das ganze Buch. Mal tragikomisch, mal zart, mal leidenschaftlich. Wie stellt man solch ein tragendes Gefühl so dar, dass LeserInnen mitgenommen werden auf der Welle des schönsten Gefühls der Welt und sich gut unterhalten fühlen? Indem man sich genau besinnt und so ehrlich und authentisch wie möglich schreibt, Dialoge einflicht und Bilder zeigt.

Im Leben eines kleinen Mädchens ist der eigene Vater gewöhnlich die erste Liebe des Lebens. Hannah liebte Papa mehr als Mutti, auch wenn der nur noch ein Auge  hatte, was sie immer wieder einmal irritierte. Sie mochte ihn so, wie das in Lys Assias Lied "Oh mein Papa", das in Hannahs Kindheit manchmal im Radio gespielt wurde, spürbar wird - voller Zärtlichkeit und Bewunderung. Und das klang dann ungefähr so:

Manchmal fiel Papa nach Feierabend zu Hause in der Küche einfach um. Beim ersten Mal dachte Hannah noch, dass er tot sei, und brach in Tränen aus. Mutti ging mühsam in die Hocke, um Papa Luft zuzufächeln: „Keine Sorge, Hannah", sagte sie japsend, "Papa ist nur kurz ohnmächtig geworden. Das ist der Blutdruck. Gleich geht es ihm wieder besser.“ Als Mutti sich wenig später in all ihres Leibesfülle bemühte, wieder auf die Füße zu kömmen, wurde ihr Kopf puterrot und Hannah befürchtete, sie könnte gleich neben Papa liegen. Und wer sollte sie dann aufheben ...?
Leider hatte Papa nur am Sonntag Zeit für Hannah und ihre Geschwister - von Montag bis Samstag ging er arbeiten. Dann kämmte er frühmorgens seine feinen Haare mit Pomade nach hinten, zog den Schlips über dem weißen Oberhemd straff, küsste Mutti, Hannah, Dietmar und Ines und verließ, gähnend hinter vorgehaltener Hand, die Wohnung. Unterm Arm trug er die lederne Aktentasche, in der seine Rauchwaren, belegte Brote und die Thermoskanne steckten. 

Eine Garage konnten die Brauns sich nicht leisten, so dass der altersschwache DKW vorm Haus unter der Laterne parkte. Papa war das egal. Er war dankbar, überhaupt ein Auto zu haben, um damit nach Werden ins Büro der Turngerätefabrik und am Abend möglichst schnell wieder nach Hause fahren zu können. Mutti war neidisch auf die Nachbarn, die im Hof eine Garage besaßen, Papa aber hatte seine eigenen Träume:
Er sehnte sich nach einem eigenen Garten. Schon so oft hatte er erzählt, wie sehr er es als Kind geliebt hatte, im Garten seiner Eltern, die im Vorderhaus ihren kleinen Lebensmittelladen betrieben hatten, Äpfel und Birnen, Kirschen und Zwetschgen, Stachelbeeren und Johannisbeeren zu pflücken. Er schwärmte von den duftenden Rosen, de üppigen Blauregen, der am Regenrohr hochrankte, und vom dichten Brombeergesträuch, das kaum zu durchdringen gewesen war. So etwas wollte er wiedererleben. Und so träumte er von einem Schrebergarten. "Stellt euch vor, einmal, als die Omma einen Stachelbeerboden gemacht hat, habe ich allein sieben Stück davon gegessen“, erzählte er und sah dabei so stolz und glücklich aus, als bekäme er gleich einen Orden. Wenn Hannah gekonnt hätte, hätte sie ihm auf der Stelle einen solchen Garten hergezaubert. Leider konnte sie nicht.
Papa war Hannah so wichtig. Wenn er traurig war, war sie es auch. Wenn er lachte, freute sie sich. Wenn Hannah neben Papa auf dem Sofa saß und seinen Arm um ihre Schulter spürte, fühlte sie sich geliebt und beschützt. „Eines Tages heirate ich dich, Papa“, sagte sie.
Er gefiel ihr sehr. Er war schlank und roch angenehm nach Rasierwasser und nur ein bisschen unangenehm nach  ...

Mehr zu Hannah und der Liebe gibt's  ab sofort im Buch. :-) 

 

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth 

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