Finde hier jede Menge lebendiger Inspiration und Tipps, um deine Lebenserinnerungen, deine eigene Biografie zu schreiben und in Form zu bringen! Geschrieben von einem Kind der Fünfziger Jahre, geboren im Kohlenpott. Gedacht FÜR DICH!

Sonntag, 15. August 2021

Nie eine gute Hausfrau - Kritik oder Vision und Leuchtfeuer?

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! 

Es war ein Satz meiner Mutter, der sich tief in meine Seele eingebrannt hat: "Aus dir wird nie eine gute Hausfrau." Ich war vielleicht zehn Jahre alt und schälte die Kartoffeln dicker und langsamer als sie. Etwa zur selben Zeit missachtete sie den Rat meiner Klassenlehrerin, mich nach Ende des vierten Klasse aufs Gymnasium zu schicken. Als kleines Mädchen hat mich beides sehr verletzt. Wie jedes Kind, so wollte auch ich meinen Eltern, besonders meiner  Mutter, möglichst alles recht machen. Täte ich es nicht, wären Strafen, darunter der so schmerzliche Liebesentzug, die Folge gewesen. Also verinnerlichte ich für lange Zeit: Eine gute Frau hat einen ordentlichen Haushalt zu führen. Das, was sie leistet, darf ihr selbst gefallen, sollte aber besonders anderen Menschen genügen und ihnen keinerlei Anlass zu Kritik geben. Den Satz meiner Mutter hielt ich für eine vernichtende Kritik. Ihre Weigerung, mich noch viel mehr lernen zu lassen, mit der Begründung, ich würde sowieso heiraten, beeinflusste stark mein weiteres Leben. Ihr Anspruch und mein innerer Widerstand und dessen Folgen brachten mich dazu, "Hannah - das Kind will nicht heiraten ...!" zu schreiben.

In einem Gespräch mit meinem Lebensgefährten kam das Thema heute erneut zur Sprache. Er ist ein kluger Mann, der alles gründlich durchdenkt, und er brachte mich dazu, den gewissen Satz zum ersten Mal aus einer neuen Warte zu betrachten. "Vielleicht  hat deine Mutter ja gespürt, dass du niemals eine Frau sein wird, die ihrem Mann um Punkt zwölf des Essen serviert und bei der man vom Fußboden essen kann. Vielleicht hätte sie ja nur noch anschließen sollen: Aus dir wird eher eine Künstlerin."

Oh ja, wie wunderbar wäre es gewesen, wenn sie mich dann in den Arm genomen und mir das Gefühl gegeben hätte, genau so richtig zu sein wie ich eben war. Wie anders hätte manches werden können, wenn sie diesen Satz nachgeschoben hätte. Gestern las ich in einem tollen Bildband, der über die Gärten von Künstlerinnen berichtet, von einer Malerin, die als Kind oft keine Lust hatte, zur Schule zu gehen. Die Mutter, die früh erkannte, dass aus ihrer Tochter einmal eine sehr begabte Malerin werden würde, sagte: "Dann bleib halt zu Hause und zeichne." Eine Mutter mit solchem Weitblick hätte ich mir auch gewünscht.

 

Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Malerisch schön und spannend vielfältig ...!

 

Heute fühle ich mich als Künstlerin - auf meine Weise - und damit wohl. Aber es hat lange gedauert. Vielleicht sollten wir einfach häufiger überlegen, ob eine Kritik, die uns wehtut, nicht auch den entscheidenden visionären Funken enthalten kann, der uns den Weg zu uns selbst erhellt wie ein Leuchtfeuer in der Nacht.

Bis bald sagt eure

Sigrid Ruth    

* Und hier geht's direkt zur Leseprobe. Einfach links auf die drei Querstriche  und dann auf Hannah klicken. Viel Spaß beim Eintauchen in eine fast vergessene Zeit! :-)  


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Hannah-Trilogie wird fortgesetzt - Hannah & der kleine Camper Oddi

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! Die Zeit bleibt nicht stehen. - Es gibt Neues von Hannah. Noch immer ist sie mit Gabriel zusa...