Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Ihr denkt schon lange darüber nach, endlich eure Lebensgeschichte aufzuschreiben. Aber ihr tut es nicht, weil ihr denkt, das sei schwierig und überhaupt viel zu viel Arbeit. Stimmt ja gar nicht. Schraubt einfach mal euren Anspruch runter und beginnt ganz einfach, und zwar so:
- Ihr legt den Zeitraum fest, über den ihr schreiben wollt - das kann von einem Tag bis zu eurem ganzen Leben reichen.
- Ihr teilt diesen Zeitraum mit Überschriften in Kapitel ein.
- Ihr schreibt zu jeder Überschrift einen Satz.
- Aus jedem Satz macht ihr nun einen Abschnitt, in dem narrativ beschrieben wird, was geschieht.
- Ihr schreibt lustvoll einen konflikthaften, kurzen Dialog zu diesem Abschnitt.
- Auf diese Weise bearbeitet ihr das ganze Buch.
- Fertig!
Na ja, erst einmal. Es wird ein kurzes Buch geworden sein, aber es ist ja auch erst ein Anfang. Einer, aus dem man noch ganz viel machen kann, denn ihr seht bereits, dass man von innen nach außen das Buch immer weiter auf- und ausbauen kann.
Ich gebe es zu, bei meiner Hannah-Trilogie habe ich anders gearbeitet. Ich habe wie wild einfach drauflos geschrieben. Das hat Spaß gemacht, im Nachhinein aber auch enorm viel Arbeit in Form von optimierender Überarbeitung, Umstellungen, Wiederholungen rauswerfen, Straffen, Spannungsbogen verbessern, mehr Chronologie und Logik reinbringen und so weiter.
Beim nächsten Projekt würde ich es definitiv eher wie oben beschrieben machen. Um euch zu zeigen, wie es geht, tue ich jetzt mal so, als hätte ich gerade erst die Idee gehabt, "Hannah"* zu schreiben und lege mal los.
- Zeitraum: mein ganzes Leben, von der Geburt bis heute.
- Aufteilung in Kapitel: Geburt, frühe Kindheit, Schulzeit, Berufsausbildung, erste Liebesdinge, Heirat, Familiengründung, Eheprobleme, Katastrophenzeit: Ines und Roman, erste Trennung ... Traum von einer neuen Karriere, Neueinstieg in den Beruf, Glück durch erste Erfolge ...
- Ein Satz zu jeder Überschrift. Beispiel Geburt: An einem sonnigen Tag im März kam im Krankenhaus von Essen-Werden ein dunkelgelocktes Baby zur Welt, das seine Eltern Hannah nannten. Frühe Kindheit: Hannah war drei, als ...
- Abschnitt aus jedem Satz. Beispiel wieder die Geburt: Margret und Bernhard waren seit vier Jahren verheiratet, als sie ganz besonders zärtlich und leidenschaftlich miteinander wurden - nicht ohne Grund. Nun Monate später lag Margret fluchend im Kreissaal und schlug sich mit einer ungnädigen Hebamme herum, die ihr befahl, sich nicht so anzustellen. Bernhard litt auf dem Krankenhausflur, weil er seine geliebten Zigarillos nicht rauchen durfte und sich sehr sorgte um Mutter und Kind. Endlich aber war Hannah da, rund und gesund, lockig und kräftig schreiend. Die Sache mit dem Stillen allerdings klappte von Anfang an nicht. "Ihre Frau hat eine Fleischbrust", sagte die Hebamme. Als Bernhard seine zwei Mädel endlich in die gemeinsame Einzimmer-Wohnung mit dem "Speise-Bade-Klo" nach Hause holen durfte, ließ er es sich zur Ehre gereichen, dem schon wieder schreienden Kind die Flasche zu geben, damit Margret sich ausruhen und erst einmal ein wenig eingewöhnen konnte.
- Konflikthafter Dialog - Bücher ohne Konflikte sind langweilig! Also: "Das tut so verdammt weh!!!" Margret fand, dass Jammern die Sache doch beträchtlich erleichterte. Und Fluchen auch. "Nun stellen Sie sich aber nicht so an, Frau Braun. Eine deutsche Frau hält so was aus." Oha, dachte Margret, eine Hebamme vom alten Kaliber. Auch das noch ...!
- ...
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
* Hier geht's zur Leseprobe von "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" oder zum kostenlosen Lesen über KINDLE SELECT. Und hier zu Band II - Ohne Mann ist auch echt blöd ...!)
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