Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
In der Hannah-Trilogie tauche ich rückblickend in mein Leben ein, vom ersten Atemzug bis heute. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich nicht jeden einzelnen Tag beschreiben kann und will, aber es gibt eben ganz viele Themen, die wohl viele Frauen betreffen, und die auch vor mir nicht Halt machten. In "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd ...!"* kommen sie unverblümt zur Sprache, hier zum Beispiel:
Feuerzeichenzeit
Die Wechseljahre waren bisher weniger schlimm verlaufen als gedacht, zwangen Hannah aber zur Anerkennung ihrer Vergänglichkeit. Die unattraktiven Nasolabialfalten hatten sich deutlich vertieft und erinnerten sie an die von Angela Merkel. Mit ihren Oberarmen konnte sie allmählich locker winken, die Dellen an ihren Oberschenkeln wurden tiefer. Auch Hannahs Libido ließ deutlich nach. Doch statt über Östrogenspritzen nachzudenken, lachte sie lieber über den blöden Witz, den sie kürzlich gehört hatte: Warum kriegen Frauen über fünfzig keine Periode mehr? - Weil sie ihr Blut für Krampfadern brauchen. Haha. Sehr lustig ...!
Bauarbeiter hatten Hannah noch nie nachgepfiffen, nun taten sie es erst recht nicht. Aber diese gewisse Unsichtbarkeit fand sie bei näherer Betrachtung gar nicht so übel. Hannah war es zunehmend egal, was andere von ihr dachten. Toll!, dachte sie. Das immerhin ist ein Gewinn. Zur Bestätigung griff sie noch einmal nach dem Buch, das sie in Südfrankreich entdeckt hatte, in dem alten Ferienhaus mit dem fruchtenden Feigenbaum im Garten. Die Verfasserin, eine Schweizer Psychologin, hatte darin von Feuerzeichen geschrieben. Sie erzählte, im Alter einen wesentlich jüngeren Mann gefunden zu haben, der sie schön fand, wie sie war. Beneidenswert, dachte Hannah, ein jüngerer Mann, was für eine Bestätigung ...! Beneidenswert auch, wie sehr die Autorin über den Dingen zu stehen schien. Die Haare, die neuerdings am Kinn und über ihrer Oberlippe wuchsen, nannte sie respektlos Rabenhaare und ließ sie, wo sie waren. Das eine oder andere Pölsterchen schien nicht weiter von Belang zu sein. Ein mehr als unerotisch klingender Satz beeindruckte Hannah besonders: „Die Zeit der körperlichen Mutterschaft ist vorbei, die geistige Mutterschaft beginnt.“ Hannah beschloss, der Schweizerin zu glauben, dass es nicht länger um körperliche Schönheit gehe, sondern darum, den Geist zu entfalten, frei und unabhängig. Eine ungewohnte, aber schöne Idee, dachte Hannah. Und so bequem.
Während Malte beneidenswert schlank und fit blieb und ihm weder Restaurant- und Cafébesuche noch Kuchen oder Kekse am Nachmittag etwas auszumachen schienen, verlor Hannahs Kinn an Kontur und die Waage ging erbarmungslos auf die neunzig Kilo zu. Sie wandte sich betrübt ab, wenn sie sich nackt im Spiegel sah. Wenn ich so weiter mache, dachte Hannah, werde ich bald so dick und krank sein wie Mutti. Es ist direkt ein Wunder, dass Malte nicht längst darüber geklagt hat. Hannah streifte einen Pulli über, der ihren Bauch überspielte. Aber insgeheim findet er mich bestimmt längst völlig unattraktiv, dachte sie. Zu Recht. Ich mag mich ja nicht mal mehr selbst.
...
Und wenig später wollte Malte dann auch noch für ein knappes halbes Jahr mit Hanah nach Norwegen verschwinden, wo alles, was wenig Kalorien hatte und gesund war, einfach unverschämt teuer war. Wie soll man denn da abnehmen ...?!
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
* Hier geht's zur Leseprobe von "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" oder zum kostenlosen Lesen über KINDLE SELECT. Und hier zu Band II - Ohne Mann ist auch echt blöd ...!)
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