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Freitag, 20. Mai 2022

Wie kürzt man erfolgreich ein zu langes Manuskript?

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! 

Hannah Band 3 steht kurz vor Ende der Überarbeitung, aber es gibt da ein gravierendes Problem: Das Manuskript ist zu lang. In der vorgesehenen Formatierung, wie ich sie von Anfang an über Papyrus Autor einrichtete (sehr praktisch!), wurden zuletzt 540 Seiten angezeigt. Gut geschrieben, das schon, aber wer soll das lesen?! Und man bedenke:

  • Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" hat in der Paperback-Fassung rund 400 Seiten. Es geht um Hannahs Kindheit und Jugend. Beim Ende dieses Bandes ist sie einundzwanzig Jahre jung, zum ersten Mal geschieden und in Aufbruchstimmung. Jetzt erst recht ...!
  • Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd" erstreckt sich über rund 450 Seiten. Behandelt wird die Zeit von Hannahs 21. bis zu ihrem 59. Lebensjahr, also ein doppelt so langer Zeitraum. Der Band endet kurz vor Hannahs dritter Scheidung. Niemals hätte sie gedacht, dass sie das erleben würde und gerade ist guter Rat nicht mehr als ein verdammt frommer Wunsch. Aber ich schaff das schon, denkt sie. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich weiß, dass ...
 

Copyright: Sigrid Ruth Stephenon

Auf zum nächsten Rosenkrieg ...?

  • Band 3 reicht von da an bis heute - Hannah ist nun stramme siebenundsechzig Jahre alt ist. Das sind achtzehn ereignis- und erkenntnisreiche Lenze, die es in sich haben. Es geht um einen kompletten Neustart und um das prekäre Thema Männersuche in fortgeschrittenem Alter. Aber länger als die ersten Bände sollte das Buch möglichst nicht werden, und so begann der schwierige Prozess des Kürzens.

Kürzen - wie geht das? Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  1. Man liest das ganze Manuskript von vorn bis hinten und streicht nicht nur jedes überflüssige Wort, sondern möglichst auch ganze Passagen (weil sie langweilig oder überflüssig) erscheinen. Passagen sind besonders gut - das räumt so schön.
  2. Man nimmt sich höllisch in acht, dass einem nicht zu viel Neues einfällt, was unbedingt noch erwähnt werden sollte. Merke: Das macht die gestrichenen Seiten schneller wieder wett als du gucken kannst. Andererseits kommen durch Neueinfälle oft noch substantielle Inhalte dazu und es wäre doch schade, auf sie zu verzichten.
  3. Man liest sich selbst - oder einem vertrauten Menschen - den Text laut und deutlich vor. Dabei fällt spürbar mehr auf, was stört, als würde man die Sache nur überfliegen.
  4. Die beste Möglichkeit aber ist - meiner bescheidenen Meinung - nach diese: Überfliege die Kapitelüberschriften im Navigator (unverzichtbares Instrument bei Papyrus Autor) und überlege, welches vermutlich das langweiligste Kapitel im ganzen Buch ist. Das überfliegst du nun und wenn es nicht wider Erwarten doch ganz toll ist, dann löschst du es. Ein Blick auf die Seitenzahlen. Oh, prima! Schon fünf weniger. Nur noch 535. Immer noch viel zu viel, das stimmt, aber der Anfang ist gemacht. Sollten dir im zu streichenden Kapitel Super-Formulierungen oder auch Fakten auffallen, auf die du nicht verzichten willst, kopiere sie in einen Kommentar, den du an einer in etwa passenden Stelle des verbliebenen Manuskripts am Rand einfügst. Später dann kannst du die Ideen dann elegant dort einarbeiten.
  5. Der nächste Schritt? Du ahnst es schon: Suche das zweitlangweiligste Kapitel. Dann das drittlangweiligste. 
  6. Nicht vergessen: Kill your darlings! Ein wichtiges Schreibgesetz, dessen Umsetzung nicht immer ganz leicht fällt. Es geht um einzelne Formulierungen bis hin zu längeren Passagen, die man aus zumeist emotionalen Gründen einfach klasse und damit unverzichtbar findet, die aber nicht zum Text passen und damit überflüssig sind. Weg damit!
  7. Wenn dir gestrichene Kapitel zu rabiat sind, ersetze das Wort Kapitel durch Szene. Müssen dann allerdings schon ein paar mehr sein, bis du die passende Seitenzahl erreicht hast. Bedenke dabei immer wieder: In der Kürze liegt die Würze. Ich erinnere mich an die eine oder andere Kurzgeschichte, die ich für einen Literaturwettbewerb schrieb, zu lang natürlich. Wenn zum Beispiel nur 10.000 Zeichen erlaubt waren, habe ich oft tagelang gestrichen. Mühsam war das. Aber am Ende war die Geschichte, ich muss es gestehen, um Längen besser ...!

Bis bald sagt eure

 Sigrid Ruth

 

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