Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Bei der Suche nach dem Richtigen für immer bleibt Hannah aber auch nicht viel erspart. Was tut frau, wenn der eigene Partner plötzlich seltsame Ideen entwickelt, die die Partnerschaft deutlich in Gefahr bringen?
Viel Spaß mit der Leseprobe aus Hannah Band 3:
Eine Nebenfrau für Gabriel – immer wieder neu wurde das zum Thema.
Der Gedanke gefiel Hannah nicht, der Grund aber leuchtete ihr ein. Er
hatte Angst vor Einsamkeit, falls – was ja nicht so unwahrscheinlich war
– Hannah vor ihm diese Welt verlassen würde. Große Angst sogar. Und
mehr als einmal erzählte er ihr, wie gut er es fände, wenn es da eine
zweite Frau gäbe. Manchmal forderte er sie sogar, halb im Scherz, halb
im Ernst auf, eine solche Frau für ihn und für sich selbst zu suchen.
„Eine, die du auch wirklich magst.“ Und dann erzählte er wieder von
seiner Tante, die in einer Menage a trois gelebt hatte und, nachdem ihr
Mann nach Jahrzehnten des Zusammenlebens zu dritt verstorben war,
glücklich zurückgeblieben war allein mit der Frau. „Und das ist bis
heute so. Weißt du, Liebling, so etwas würde ich mir auch für dich
wünschen, wenn ich vor dir gehen müsste.“
„Nur, wenn wir dann auch
einen anderen Mann dazunehmen“, gab Hannah trotzig zurück. Sie sagte
das, um sich stark fühlen zu können und ohne das wirklich ernst zu
meinen. Eher wollte sie Gabriel provozieren. Mit Erfolg. „Das geht gar
nicht“, sagte er. „Ich bin so was von homophob ...! Aber zwei Frauen und
ich, das könnte ich mir vorstellen. Ich würde versuchen, für euch beide
so gut wie möglich da zu sein.“
Für euch beide, dachte Hannah
ärgerlich. Wie konkret das klingt. Der spinnt wohl. „Die Vielweiberei
wurde bei uns aus gutem Grund abgeschafft“, sagte sie. Doch zu ihrem
Ärger gesellte sich eine Spur von Faszination. Sie hatte tatsächlich den
Eindruck gewann, dass Gabriels Absichten ehrenwert waren, dass es ihm
nicht allein um Sex ging. Vielleicht ist einfach zu viel Liebe in ihm,
dachte sie. Liebe, die nach Wegen sucht. Oder auch ein riesiges
Verlangen nach Liebe, so groß, dass ein Mensch allein das kaum abdecken
kann. Und das, dachte Hannah, kann ich irgendwie verstehen.
Von da an
begann sie, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Grundsätzlich fand sie fremde Lebensmodelle faszinierend, ob nun jemand
sein Leben im umgebauten LKW verbrachte und damit durch die Lande zog
oder im Alter nach Bulgarien auswanderte. Aber sich von so einer
Reportage unterhalten zu lassen, war ganz etwas anderes, als solch ein
Modell zu leben. Sie sah sich You-Tube-Videos an, zum Beispiel von dem
jungen Portugiesen, der mit drei attraktiven Frauen lebte, die einander
alle mochten, und mit jeder von ihr kleine Kinder hatte. Die Gruppe
suchte weitere Männer, doch bislang hatte sich niemand dafür gefunden.
Sie sah sich die Reportage von der großen Gruppe von Männern und Frauen
an, die das Modell der freien Liebe lebten und mal hier, mal dort leiert
waren und manchmal in einem fast dunklen Raum alle nackt und eingeölt
zusammenkamen, um nur noch zu fühlen. Hannah fand das interessant, wenn
auch nur theoretisch. Auch der Gedanke, im Ernstfall nicht allein
zurückzubleiben, gerade im Alter, erschien ihr tröstlich. Aber das passt
einfach nicht zu meinen riesigen Verlustängsten, dachte sie. Und gerade
weil ich mich regelmäßig in meine eigene Wohnung zurückziehe, was
Gabriel gar nicht gefällt, habe ich ohnehin Angst, ihn zu verlieren.
Aber so bin ich nun einmal, dachte sie verängstigt, und ich kann doch
nicht anders ...!
Eines Abends kam Gabriel
niedergeschlagen nach Hause. Er hatte knorrige, dekorative Holzstücke
aus einem Garten abgeholt, der einer gewissen Elli gehörte. Die war
jünger als Hannah und angeblich „ein sehr lieber Mensch“. Die musste ihr
kleines blaues Holzhaus, in das sie Tausende von Euro über die Jahre
gesteckt hatte, verlassen, weil ihr wegen Eigenbedarf gekündigt worden
war. Außerdem war sie arbeitslos und sie pflegte ihren fast
hundertjährigen Vater. Zu dem hatte sie nun ziehen wollen, weil sie
nichts anderes fand. Und just an diesem Tag hatte sie erfahren, dass er
ins Pflegeheim wollte. „Sie könnte ja seine Wohnung übernehmen“, sagte
Gabriel. „Aber sie kann sich die Miete nicht leisten.“
Hannah wurde mulmig zumute. „Du denkst jetzt aber nicht darüber nach, sie hier aufzunehmen, oder?“
Gabriel
wurde still und sah nachdenklich vor sich hin. „Sie hat geweint vorhin.
Die Tränen liefen ihr nur so die Wangen runter ...“
„Und da hast du sie in den Arm genommen?“
Die dritte und letzte Folge der Hannah-Trilogie erscheint voraussichtlich noch in diesem Frühling. Band 1 und Band 2* kannst du jetzt schon lesen. :-)
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
* Bei Hannah Band 2 freue ich mich derzeit über rund 85 Prozent 4- und 5-Sterne-Rezensionen. Und bei Hannah Band 1 sind es sogar über 90 Prozent. Ich danke allen meinen Lesern und Leserinnen - tatsächlich gibt es auch männliche Leser - für die freundlichen Bewertungen. :-)
Hier geht's zur kostenlosen Leseprobe von "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" Und hier zu "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd ...".
Viel Vergnügen beim Eintauchen in eine fast vergessene Zeit! :-)
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