Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Glück und Leid, heißt es, liegen im Leben oft nah beieinander. Eine Binsenweisheit oder schlicht Realität. In jedem Fall war es das, was Hannah am eigenen Leib erfuhr. Gefühlt gerade erst war sie so süß verliebt gewesen in Gustl, ihren niederbayerischen Kurschatten, war im Allgäu mit ihm um den kleinen See vorm Kurhaus marschiert, hatte in ihrem Zimmer in seinen Armen gelegen und an seiner Seite in der berühmten Wieskirche einem Orgelkonzert gelauscht. Nun war sie wieder daheim und kämpfte mit ihrem Sohn Roman um sein Leben. Sie konnte es einfach nicht fassen.
Hier ein Auszug aus Hannah Bd. 2 "Ohne Mann ist auch echt blöd ...!", in dem nicht nur Hannahs weitere Geschichte, sondern auch ein ganz entscheidender Teil von Romans Geschichte erzählt wird. Ein Leben ohne ihren Erstgeborenen, das wäre für Hannah unvorstellbar gewesen. Dass er unerwartet so krank wurde, hatte große Auswirkungen auf seine eigene, aber auch auf Hannahs Entwicklung. Niemals war ihr ihr Lebensmotto "Man wächst mit seinen Aufgaben" passender und wichtiger erschienen. Dass Roman ein Vierteljahrhundert später vergleichsweise guter Dinge seinem 40. Geburtstag entgegensehen und sie mindestens so viel von ihm lernen würde wie umgekehrt, wer wiederum hätte das gedacht ...
...
Hannah saß in ihrem hellgrünen Kittel in dem Einzelzimmer in der Intensivstation, in das Roman verlegt worden war, an seinem Bett und las ihm aus einem Karl-May-Buch vor. Sein blasses Gesicht war eingerahmt von einem weißen Verband, der den ganzen Kopf umhüllte. Ob ihm das, was sie vorlas, gefiel oder nicht und ob er es überhaupt aufnehmen konnte, wusste Hannah nicht. Roman konnte noch immer nicht ein Wort sprechen.
Ein Geräusch an der Tür. Der freundliche Oberarzt kam herein und bat Hannah heraus. Sie folgte ihm in einen Nebenraum.
„Ich habe keine guten Nachrichten, Frau Adelmann. Wie Sie wissen, gibt es viele kleine Absiedlungen in der Wirbelsäule. Es gibt aber auch zwei große Metastasen. Eine davon sitzt ganz oben.“ Er deutete an seinem eigenen Kopf auf den Übergang zwischen Hinterkopf und Nacken. „Wenn die nur noch ein klein wenig weiter wächst, wird Roman ersticken.“
„Oh Gott!“ Die Tränen liefen Hannah die Wangen hinunter. Sie suchte mit zitternden Fingern nach einem Taschentuch, wischte sie fort und schnäuzte sich die Nase. Ich darf jetzt die Nerven nicht verlieren, dachte sie. Ich muss stark bleiben, ich muss. Für Roman. Zu ihrer eigenen Verwunderung fragte sie nicht nach, ob das nun das endgültige Todesurteil sei. Sie fragte: „Wie soll ich denn jetzt weiter Karl May vorlesen? Woher soll ich denn jetzt noch die Kraft nehmen?“
Mitfühlend sah der Arzt sie an. Er nickte nur und sagte nichts.
Gottes Strafe?
Was kann ein Mensch ertragen? Hannah konnte es einfach nicht fassen. Und wieder war der Gedanke da: Was haben wir Böses getan, für das wir nun büßen sollen? Aber wir? Hannah zögerte. Nein, ich! Gustl fiel ihr ein. Ist diese schreckliche Prüfung am Ende eine Strafe für meinen Seitensprung? Aber ich habe mich doch nur verliebt. Liebe kann doch keine Sünde sein. Und was haben Ines und Roman damit zu tun ...?
...
Wenn ihr wissen möchtet, wie es weitergeht: Hier geht es zu Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd". Und hier - für alle, die wissen wollen, was vorher geschah, zu "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!".
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
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