Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Eine Reise in die Karibik - als Hannah zwanzig oder dreißig war, wäre ihr das noch als unvorstellbarer Luxus erschienen, doch die Zeiten ändern sich. Zu ihrem sechzigsten Geburtstag buchten sie zwei Wochen Kreuzfahrt und eine Woche Barbardos. Leider wurde aus der Traumreise eher eine Albtraumreise, denn Hannah musste sie ohne Malte antreten und da sie völlig überraschend davon ausgehen musste, sich derlei Reisen künftig nicht mehr leisten zu können, ging sie allein auf Tour, anstatt sie verfallen zu lassen.
Als frischgebackener Single zu reisen, das war ja ab Bord nun schon schwierig genug. Richtig schwierig aber fand sie es bei den Landgängen. Die nämlich machten allein deutlich weniger Spaß. Und - was noch schlimmer war - sie waren nicht sicher - wie sich auf St. Domenica auf deprimierende Weise zeigen würde:
They will take it
... In der Kabine strickte Hannah wenig später trotz der Schmerzen weiter an ihrem Fallmaschenloop. Nachmittags holte sie sich Kaffee und frische Ananas mit Sahne und ging hinaus auf die Terrasse. Die Stühle waren feucht vom letzten Regen. Mit einem Tempotuch rieb sie einen trocken, setzte sich, aß und trank. Hannah kannte das aus ihrer Kindheit: Wenn man traurig war, musste man essen, damit bald alles wieder gut wurde. Ein kurzer Stimmungsaufschwung setzte tatsächlich ein, doch der hielt nicht lange an. Ich brauche Bewegung, dachte sie, wenigstens ein bisschen. Ich seh mir den Ort an.
Sie ging zur Rezeption und tauschte fünfzig Euro gegen Dollar ein. Vielleicht finde ich ja doch ein nettes Souvenir, dachte sie. Niedergeschlagen ging sie wenig später an Land. Die Sonne brannte wie Feuer auf ihrer Haut. In einer Seitenstraße sprach sie eine alte, schwarze Frau an, die nur noch wenige Zähne im Mund hatte. „Where are you from? Where are you going?“
Dann warnte sie Hannah, sie solle bloß vorsichtig sein. „Your chain, your bag, your camera. You are alone. They will take it.“
Man wird mich überfallen?! – Hannah begann trotz der Hitze zu frösteln. Die Frau riet ihr, Richtung Schiff zu gehen, und so traurig es auch war, Hannah sah ein, dass es sinnvoll war, ihrem Rat zu folgen. Auf dem Weg zum Anleger rief ein junger Farbiger, der mit anderen jungen Männer zusammenstand, Hannah zu: „Do you want a boyfriend?“ Das gibt’s doch nicht, dachte Hannah. Die machen auch vor grauen Haaren nicht Halt. Ob sie wirklich mit einer älteren Frau schlafen würden, wenn sie im Gegenzug Geld von ihr bekämen? Wirkte die Aussicht auf Geld erotisierend genug?
...
(Auszug aus Hannah Bd. 3 "Vorhang auf zum großen kleinen Glück")*
Wie wäre es mit ein wenig Schnupperlektüre? Hier geht es zu Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!", zu Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd" und zu Band 3* "Hannah - Vorhang auf zum großen kleinen Glück". Viel Spaß beim
Eintauchen in die ganz persönliche Welt einer Frau, die einfach nicht
sein kann und nicht sein will wie andere.
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
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