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Sonntag, 10. April 2022

Leben auf dem katholischen Dorf als evangelisches Großstadt-Kind

 Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!  

Das Leben auf dem Lande - für manche eine langweilige Horrorvorstellung, für andere ein Traum.  Für Hannah war es eher ein Traum, als sie mit ihrer Familie Ende der 1980er-Jahre in das 500-Seelendorf Grafschaft im Hochsauerland zog und dort vom Wohnzimmerfenster aus auf das alte Kloster blicken konnte und dahinter die bewaldeten Höhen sah. Nicht umsonst war sie im "Land der 1000 Berge" gelandet. Die Natur war für das Stadtkind Hannah schon besonders genug, aber die Regeln und Gewohnheiten im Dorf waren etwas, war ... Na ja, lest selbst:

Die neugierigen Nachbarn und Nachbarinnen erwiesen sich schon bald als nett und aufgeschlossen. Vor allem Rosi, die Nachbarin von gegenüber, war sehr auskunftsfreudig und offenbar ganz wild darauf, Hannah mit den aus ihrer Sicht wichtigsten Informationen zu versorgen. „Im Dorf gibt es ein paar wichtige Traditionen, die man kennen sollte“, sagte sie. „Also, am Sonnabend putzen wir Frauen die Kirche und am Sonntag gehen alle zur Messe. Man kann auch schon Sonnabendabend gehen, wenn man sonntags mal ausschlafen will.“ Sie bückte sich und zupfte einem verspäteten Stiefmütterchen den verblühten Blütenkopf ab. „Der höchste Feiertag bei uns ist ...“
„Weihnachten“, sagte Hannah, die sich bereits darauf freute, den ersten Baum im neuen Wohnzimmer schmücken zu dürfen und immer noch froh war, nicht den Zeugen Jehovas beigetreten zu sein, die ihr Lieblingsfest schnöde ablehnten.
„Nein“, Rosi lachte. „Vogelschießen natürlich. – Beim Schützenfest ist das ganze Dorf auf den Beinen und beim festlichen Umzug tragen die Frauen die tollsten Kleider. Besonders wenn sie im Hofstaat sind. So wie ich letztes Jahr. Und die Männer tragen Säbel und Uniform.“
Hannah dachte an Lulatsch zurück, der in seiner Schützenuniform ziemlich fesch ausgesehen hatte, trotz der Segelohren. Aber das war schon so lange her – an die zwanzig Jahre.
„Also, weiter“, dozierte Rosi. „Trinkfest muss man schon sein hier bei uns. Wenn die Männer marschieren, gehen sie zwar manchmal ein bisschen schief, aber im Herzen aufrecht bleibt hier letztlich jeder. Wollt ihr auch in den Schützenverein gehen?“
„Das weiß noch nicht“, sagte Hannah vage. Ganz sicher nicht, dachte sie bestimmt.
„Aber ihr seid schon katholisch.“
„Evangelisch“, sagte Hannah.
„Aha.“ Sie zog die Brauen hoch und schien angestrengt nachzudenken. „Glück gehabt", sagte sie schließlich. "Du brauchst die Kirche schon mal nicht zu putzen.“

(Auszug aus "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd ...!"


* Mehr von Hannah gibt es in Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!", in Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd" und - demnächst - auch in Band 3. Viel Spaß beim Eintauchen in eine entschleunigte Welt.

Bis bald sagt eure

 Sigrid Ruth

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