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Donnerstag, 2. Juni 2022

Abschied von Grafschaft und dem Land der 1000 Berge

Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge! 

Habt ihr schon einmal von Grafschaft im Hochsauerlandkreis gehört. Zwölf Jahre lang habe ich dort gelebt. Als wir hinzogen, hatte es rund 500 Einwohner, inzwischen sind es gut doppelt so viele. Der Vermieter hatte unten im Dorf einen Stall voller Rinder. Bei einem anderen Bauern gab es frische Kuhmilch und Sahne zu kaufen.Vom Wohnzimmerfenster sah man auf das alte Kloster und die grünen Anhöhen. Ich war im Land der 1000 Berge gelandet - in einem Paradies. Auch wenn auf dem Hausberg einst angeblich Chuniza gehaust hatte, eine männermordende Gräfin. Auf der Weide hinterm Haus grasten friedlich Kühe und ein gelbmähniges Pferd. Ich war so glücklich und meine Söhne nicht minder. Mein Mann, der sich eine Weile gegen die riesige Wohnung gewehrt hatte, die wir gefunden und in der wir nun heimisch werden sollten, wirkte erschöpft und doch zufrieden. Und ich, ich konnte mir in diesem Moment auf gar keinen Fall vorstellen, diesen wunderbaren Ort jemals wieder zu verlassen. Aber dann kam der Moment, den sie niemals vergessen würde. Aus Hannahs Sichtweise klingt das so:

 

An einem Samstag löste Hannah im Morgengrauen und mit einer dicken Träne im Knopfloch die Grafschafter Wohnung auf, die eine wichtige Zuflucht für sie gewesen war. Den für Mirco gebraucht gekauften, alten Flügel hatte Hannah mit Gewinn verkaufen können. Malte hatte auch einen, ein Familienerbstück. Tanja von unten war dankbare Abnehmerin für üppig grünende Topfpflanzen in großen Töpfen, die überzählige Waschmaschine, Blumenhocker und manches mehr. Das neue Haus war zwar geräumig, aber Hannah hatte nun einmal entschieden zu viel Zeugs, nicht zuletzt im Keller. Dass sie Gernots praktische Einbauten nicht mitnehmen konnte, fand sie ausgesprochen bedauerlich.
Geschafft! Bevor Hannah die Tür ins Schloss zog, ging sie noch einmal durch die besenreinen, leeren Räume, dankbar für die Zeit, die sie mit ihren Söhnen dort verbracht hatte. Dankbar, dass ein wichtiger Teil der anstrengenden Umzugsarbeit erledigt war. Dann stiegen Mirco und sie ins Auto. Der große Umzugswagen hatte die Auffahrt bereits verlassen, als Hannah die Zündung startete, um aufzubrechen in ein neues Leben. Mirco neben ihr guckte mit spürbarer Wehmut aus dem Fenster, als wolle er seine Kindheit noch einmal an sich vorüberziehen lassen.
„Wir laden deine Freunde sobald wie möglich ein“, sagte Hannah.
Er nickte, sagte aber nichts.
Hannah war ihrem Sohn von Herzen dankbar für seine Loyalität und hoffte sehr, er werde in Malte einen guten Stiefvater finden. Und Malte, das wusste sie, sah in ihm inzwischen bereits den zweiten Sohn, den er sich gewünscht hatte.
„Was hältst du noch von einem gemeinsamen Töchterchen“, hatte Malte kürzlich gefragt und es offenbar ernst gemeint.
„Oh, lieber nicht“, sagte Hannah. „In meinem Alter.“
Hannah freute sich so sehr auf Malte und doch war ihr mehr als beklommen zumute, als sie das alte Dorf und nach einer Weile auch das Sauerland verließen.

(Auszug aus Band 2)

 

Kostenlose Leseprobe gefällig? Hier geht es zu Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" und zu Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd". Viel Spaß beim Eintauchen in die ganz persönliche Welt einer Frau, die einfach nicht sein will wie andere.

Bis bald sagt eure

 Sigrid Ruth

 

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