Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Die Zeiten ändern sich. Es ist leider schon eine Weile her, dass ich zuletzt auf Reisen war. Früher war das anders. Nun sitze ich in meinem wunderschönen Pavillon im Garten und denke - mit Hannah - an damals zurück:
Hannah liebte Malte, aber es gab Unterschiede. Sie liebte ihn ganz besonders, wenn er entspannt war. Und was wäre besser gewesen, um zu entspannen, als private Ferien.
In jedem Frühjahr flogen sie in die Sonne und so lernte Hannah mit der Zeit fast alle Kanarischen Inseln kennen: Teneriffa, Gran Canaria, La Palma, Lanzarote, La Gomera. Sie flogen in die Provence, wo sie mit Studienfreunden von Malte in einem Dorf ein altes Steinhaus mit dicken, kühlenden Wänden und einem Feigenbaum im Garten gemietet hatten, dessen vollreife Früchte nur darauf warteten, ihr Frühstücksmüsli zu versüßen. Zu anderen Zeiten waren sie in der Toscana unterwegs, im Bayerischen Wald, am Bodensee, in der Türkei, auf Zypern. Sie schipperten eine Woche lang in einem gemütlichen Boot über den irischen Shannon und Hannah wunderte sich, dass ihr ausgerechnet an Land schwindelig wurde, weil ihr Körper nun an das beständige Schaukeln gewöhnt war. Sie kochten zusammen oder gingen essen. Sie machten ausgiebige Wanderungen und grasten Sehenswürdigkeiten ab, bauliche und landschaftliche. Sie kauften Andenken, die keine kitschigen Aufschriften trugen, wie damals mit Conrad in Athen, sondern die sie vermutlich lange erfreuen und begleiten würden. Sie probierten die süßen und herzhaften Spezialitäten des Landes, wie Gebäck, Käse oder Schinken und so manch süffigen Rotwein. Malte, der Frühaufsteher, der kaum mehr als fünf, sechs Stunden Schlaf brauchte, besorgte an jedem Morgen Brötchen oder Baguette und wenn er wieder da war, kam auch Hannah allmählich an Deck und gemeinsam genossen sie im Schein der Morgensonne ihr Frühstück. Nach dem Frühstück allerdings gab es ein gewisses Problem. Malte wollte los, Hannah brauchte Zeit für sich. Sie genoss es zutiefst, morgens draußen auf einer Liege zu sitzen und den leichten Wind zu spüren. Sie hatte so viel Freude daran, auf Teneriffa mit Blick auf den schneebeckten Teide die überaus wendigen Echsen zu beobachten, die tatsächlich Schreie ausstießen, wenn sie sich aufgeregt um die Weißbrotkrumen balgten, die sie ihnen hinwarf. Sie genoss die Sonne auf ihrer Haut, die bereits wunderbar warm war, aber noch nicht zu heiß. Sie las, schrieb oder ließ ihre Gedanken spielen. Sie fühlte sich dünnhäutig wie Pergamentpapier und alle ihre Sinne standen auf Empfang. Ein Zustand, den sie durchaus genoss. Wenn sie las, tauchte sie völlig in der literarischen Welt unter, die zwischen den Zeilen verborgen lag, und war glücklich. Wenn sie schrieb, flossen die Worte nur so aus ihr heraus.
...
(Auszug aus Hannah Band 2)*
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Hannah Band 3 dürfte in runde zwei Wochen erscheinen. Lust, schon mal
in die ersten beiden Bände hineinzuschnuppern? Hier geht es zu Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" und zu Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd". Viel Spaß beim
Eintauchen in die ganz persönliche Welt einer Frau, die einfach nicht
sein will wie andere.
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
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