Moin, meine lieben Schreiber- und Leserlinge!
Ich gestehe: Ich bin gerade etwas träge beim Bedienen dieses Blogs. Umso fleißiger beschäftigt bin ich mit der Fortsetzung der Hannah-Trilogie*. Ich bin gerade beim zweiten Durchgang der Überarbeitung von Band II. Und da gibt es eine Stelle, die mich berührt und die ich gern mit euch teilen möchte:
Während
ihrer ersten gemeinsamen Jahre hatte Hannah stets behauptet, keine
Kinder haben zu wollen. Ihr Traum von Abitur und Studium war noch nicht
ausgeträumt und Hannah glaubte nicht daran, dass man als Frau Karriere
und Familienleben wirklich vereinbaren könnte. Conrad hatte das
hingenommen. Doch dann, an einem sonnigen Nachmittag, hatte der liebe
Gott offenbar beschlossen, einen Schalter umzulegen. Hannah und Conrad
unternahmen einen Sonntagsausflug, um eines der zahlreichen romantischen
Schlösser im Münsterland zu besuchen. In riesigen Filzpantoffeln waren
sie durch die Räume gegangen. Entspannt hatten sie den Schlosspark
durchstreift und sich schließlich, Hand in Hand, im Wechsel von Licht
und Schatten, durch ein kleines Waldstück in Richtung Parkplatz begeben.
Da fiel ihnen ein kleiner Junge auf. Er war vielleicht zwei Jahre alt,
hatte blonde Locken und trug kurze Hosen. Auf seinen strammen Beinchen
marschierte er offensichtlich frohgemut durch die Welt. Seine linke
kleine Hand lag in der Hand seiner Mutter, die rechte in der Hand seines
Vaters. Er plapperte, seine Eltern gaben Antwort und zwischendurch
einander einen Kuss. Es war ein so friedliches, durch und durch
idyllisches Bild, dass Hannah das Herz aufging. Sie spürte so viel
Verbundenheit und Harmonie. So viel ... wie soll ich es nur nennen?,
fragte sie sich. So viel Ganzheit. So viel Erfüllung. Ihre Augen wurden
feucht. Sie sah ihren Mann an und sah die verhaltene Liebe in seinem
Blick. Sie waren jung. Sie waren gesund. Sie hatten zwar keinen Thron zu
vergeben, doch ein Baby würde sicherlich ihre ganz persönliche kleine
Prinzessin, ihr kleiner Prinz sein.
„Ist der Kleine nicht süß“, sagte Hannah leise.
„Sehr süß“, gab Conrad zurück.
Hannah
überlegte nur noch einen kurzen Moment. Dann brach er aus ihr heraus,
ein Gedanke, der ihr am Morgen desselben Tages noch völlig fremd
vorgekommen wäre. „Weißt du was“, sagte sie, „ich glaube, ich möchte
doch ein Kind. Wäre es nicht toll, wenn wir beide auch so einen süßen
kleinen Jungen hätten? So einen kleinen Engel?“
„Doch“, sagte Conrad, „das wäre es. Ganz bestimmt.“ Er lächelte warm. Und dann küsste er sie.
*
Die
Frage, ob diese plötzliche lebensentscheidende Idee einfach nur eine
Laune gewesen sei, stellte sich ihnen nicht. Bereits auf der Rückfahrt
nach Essen malten sie sich alles genauer aus. Die Vorfreude in Hannah
war mit einem Mal riesengroß.
Nach der nächsten Regel setzte sie die
Pille ab. Eine aufregende Zeit begann. Ungeduldig, wie sie war,
schwankte sie zwischen Hoffnung und Verunsicherung hin und her. Was,
wenn ich gar keine Kinder bekommen kann?, fragte sie sich betrübt,
nachdem zwei Monaten vergangen waren und erneut ihre Menstruation
einsetzte. Hannah war unvernünftig traurig und beschloss trotzig, das
Schicksal ein wenig zu erpressen. ...
Bis bald sagt eure
Sigrid Ruth
* Hier geht's zur kostenlosen Leseprobe von "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" - Viel Vergnügen beim Eintauchen in eine fast vergessene Zeit! :-)
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